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heit erlangen, daß sie in der Reihenfolge der Z e i t erscheinen. Man
denke nur an die Unterschiede von Jugend, Reife und Alter. Es tre-
ten auf dieser Grundlage neue Sonderweisen auf, die nur der zeit-
lichen Ausgliederungsform angehören!
Umgliederung ist in diesem Sinne einerlei mit G e s c h i c h t e .
Sie zeigt uns, daß alles, was geschieht, nur an einer bestimmten /
zeitlichen Stelle so geschehen kann, wie es geschieht. Der systemati-
schen entspricht die zeitliche Region. Das ergibt den Satz: „U m -
g l i e d e r u n g h a t d i e W e i s e d e s r e c h t e n A u g e n -
b l i c k s o d e r d e r Z e i t s t e l l e.“ „Kairos“ (
καιρός
) — der
rechte Zeitpunkt — heißt es im Griechischen, ein Wort, welches das
Genie der griechischen Sprache nicht nur beiläufig bildete, sondern
das e i n e S e i n s w e i s e a l l e s g e s c h i c h t l i c h e n G e -
s c h e h e n s i s t .
„καιρός ‘
ist eine Sonderkategorie der Umgliede-
rung. Ebenso wie es in der Logik den richtigen Schluß gibt, so gibt
es im Handeln das Einsetzen im richtigen Zeitpunkt, die G e l e -
g e n h e i t . Und was in der Logik der Schlußfehler ist, das ist in
Politik und Geschichte die Versäumnis des richtigen Augenblickes,
sei es durch zu langes Zögern, sei es durch zu frühes Losbrechen, in-
dem man gleichsam den zweiten Schritt vor dem ersten macht. „Zu-
greifen“ wie kühles „Abwarten“ sind darum von je besondere Tu-
genden des Politikers gewesen.
Der Begriff der Umgliederung lehrt uns die a b s o l u t e G e -
s c h i c h t l i c h k e i t a l l e s D a s e i n s verstehen, ohne aber
die theoretische Erforschungsmöglichkeit der Ganzheit auszuschlie-
ßen, weil diese als Gliederbau oder System bleibt
1
. Es ist dies von
besonderer Bedeutung. Denn die bloße Behauptung der Geschicht-
lichkeit alles Daseins an sich führt zur vollständigen Theorielosig-
keit und schließlich zur Versandung der Wissenschaft, wie dies die
geschichtlichen Schulen in der Rechtswissenschaft (Savigny, Puchta)
und in der Volkswirtschaftslehre von Roscher bis Schmoller bewie-
sen; und wie dies zum Unheil die Windelband-Rickertische Ge-
schichtslogik heute neuerdings fordert, indem sie die geschichtliche
(idiographische) und theoretische (nomothetische) Erkenntnis als
reine Gegensätze behandelt. Wenn aber, wie es nach unseren Vor-
aussetzungen geschieht, das geschichtliche Dasein einer Ganzheit an-
1
Wie sich schon oben S. 147 in einem anderen Zusammenhang ergab.