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B. U m g l i e d e r u n g g e g e n m e c h a n i s c h e „ E n t -

w i c k l u n g “ u n d m e c h a n i s c h e n „ A b l a u f “ .

G r ü n d u n g u n d E n t f a l t u n g

„Umgliederung“ in unserem Sinne ist der Gegenbegriff gegen den

Begriff einer mechanischen „Entwicklung“, wie sie namentlich im

Darwinismus und Marxismus gefaßt wird, nämlich als sinnfreie, auf

einem selbsttätigen Mechanismus beruhende Entwicklung, Ent-

wicklung geradeaus, immerzu, ohne Ende! Nicht nur, daß eine me-

chanische Entwicklung ein Widerspruch in sich ist, ein sinnloser

Sinn, ein wertloser Wert (denn Entwicklung kann als Richtung auf

ein Ziel nur sinnvoll, also unmechanisch begriffen werden!); son-

dern auch, daß sie geradeaus, unaufhörlich nach vorwärts oder auf-

wärts geht, ist widerspruchsvoll; beides — „mechanisch“ und „un-

aufhörlich“ — macht sie zur bloßen Veränderung.

„Umgliederung“ ist ferner auch die Gegenkategorie gegen den

Begriff des mechanischen „Ablaufes“ oder „Prozesses“, der mecha-

nischen „Veränderung“ überhaupt. Denn Umgliederung sagt: daß

die Veränderung nicht unaufhörlich weitergehen kann, weil sie Ent-

faltung einer Ganzheit, eines Geschlossenen, Gestalteten, in sich zu-

rück Bezogenen ist. Wir setzen dem Begriff des „Ablaufes“ ebenso

wie dem der mechanischen, blindnotwendigen Entwicklung die Be-

griffe Gründung und Entfaltung entgegen. „Entfaltung“ des Begrün-

deten, zum Beispiel des Keims zur F r u c h t , des Begriffs zum

System: setzt einen sinnvollen und zielbestimmten Fortgang der

Umgliederung, ein Ende der Entwicklung voraus. Keine Verände-

rung, kein „Ablauf“ und „Prozeß“ kann nach dem Begriff der Ent-

faltung richtungslos sein, sondern muß dem zeitlichen Ausgliede-

rungsgange eines Ganzen angehören! Genau so wie / niemand sagen

kann „ich gehe“ (schlechthin), weil niemand schlechthin geht, son-

dern irgendwohin geht, zum Beispiel nach Wien. Dies ist der Ganz-

heit überall eigen, daß sie in aller Veränderung bei sich selbst

bleiben und sich selbst behaupten muß. Das Taubenei kann sich bis

zur Taube entfalten, nie und nimmer aber zum Papagei oder zum

Hund, und wenn dieser Darstellungsprozeß auch Millionen Jahre

dauern würde. Keine Ganzheit kann in der Umgliederung über sich

selbst hinausschreiten, sie kann sich immer nur selber d a r s t e 1 -

l e n , — sei es, daß dieser Vorgang rein wesenhaft (systematisch)