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jeder physikalische Vorgang ein Umgliederungsprozeß, zum Beispiel jede Be-
wegung eine Umgliederung im Gravitationsfeld (wenn auch dieses rein mathe-
matisch als s i n n v o l l e Ganzheit nicht begriffen werden kann). Daß aber auch
die chemischen Elemente nicht vollkommen homogen sind, dafür sind in Be-
griffen wie dem Status nascendi, der verschiedenen Wertigkeit des Elements
und dem unausgesetzten Bemühen, das Atom immer neu innerlich zu kompli-
zieren sowie in der Nötigung, immer neue historische Daten einzuführen — „hi-
storisch“ im logischen Sinn wie „Quanten“, „Konstanz der Lichtgeschwindig-
keit“ und anderes — Fingerzeige vorhanden.
C.
Z u s a m m e n f a s s u n g . U m g l i e d e r u n g a l s L e b e n
Durch all die obigen Ausführungen wurde abermals dargetan,
daß und inwiefern Umgliederung kein Vorgang ist, der mechanisch
vor sich ginge. Bei der Umgliederung ändern sich niemals einzelne
Stücke für sich, wie in der Summe, im Aggregat; sondern die Ganz-
heit selbst ist es, welche die Ausgliederung immer neu ordnet.
Das Bisherige zusammengefaßt, ergeben sich folgende Sätze:
(1)
Umgliederung ist nur durch R ü c k n a h m e möglich. In
ihr werden alle Glieder der Ganzheit aufgehoben.
(2)
Auf Grund der Rücknahme kommt eine neu gegliederte
Ganzheit wieder zur Ausgliederung, in der einige Glieder bestätigt
wieder erscheinen (Wiederausgliederung), einige neu erscheinen
(Neuausgliederung), einige ausgeschieden wurden (Ausscheidung).
A s s i m i l a t i o n
u n d
D i s s i m i l a t i o n ,
A u f n a h m e
u n d A u s s c h e i d u n g , A u f s c h w u n g u n d V e r f a l l ,
K o n j u n k t u r u n d K r i s e s i n d d a h e r a l l g e m e i n -
g ü l t i g e B e g l e i t e r s c h e i n u n g e n a l l e r U m g l i e -
d e r u n g — alles Lebens. Das bedeutet:
/
(3)
daß Umgliederung ihrem Wesen nach R e p r o d u k t i o n ,
Z e u g u n g ist. Die Wiederausgliederung des Früheren ist nur
Erhaltung, aber die Ausgliederung von Neuem ist Schöpfung.
N e u s c h ö p f u n g u n d E r h a l t u n g gehen Hand in Hand.
Es gibt kein absolutes Neuschaffen, es gibt auch kein bloßes Erhal-
ten. Alles Umgliedern muß daher an schon Wirkliches anknüpfen.
Genetisch bewährt sich demnach der aristotelische Satz: das Wirk-
liche ist vor dem Möglichen.
Schöpfung und Tod erweisen sich als wesentliche Eigenschaften,
die jedem Ganzheitlichen, jedem Leben kategorial zukommen.