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werden die Wohlhabenheitsgewinne mehr in Luxusproduktion statt

Massenkonsum einerseits, in Kapitalbildung andrerseits, umgesetzt. Die

darauffolgende Vergrößerung der Geschäfte, der Zubau neuer Anlagen,

die Belebung der Maschinen- und Rohstoffproduktion, die Zunahme der

Citybildung in den Zentralmarktstädten (wovon die Mietzinsteuerung in

Wien 1909 ihren Ausgangspunkt nahm!) wird daher verhältnismäßig bald

eine Verteuerung von Rohstoffen, Wohnungen und, da ein höherer

Beschäftigungsgrad jener Industrien der Vorprodukte auch mehr Arbeiter

bindet, bald auch der Lebensmittel bewirken. (Hiefür ist übrigens der

Ernteausfall von größter Wichtigkeit.) U n t e r

d i e s e n

V e r t e u e r u n g e n h a t d a n n d e r M a s s e n k o n s u m

s c h o n

z u

l e i d e n ,

b e v o r

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n o c h

d i e

v o r a u s g e g a n g e n e n V e r b i l l i g u n g e n w e s e n t l i c h

g e s p ü r t h a t ; ja er spürt sie vielleicht überhaupt nie ganz, da die

zyklisch zurückkehrende Teuerung der Kostenelemente jene Rohprodukte

früher treffen kann, als die volle Verbilligung der Endprodukte durch die

Hände der Zwischenproduzenten und Zwischenhändler herabzusickern

vermag.

Hält die aufsteigende Konjunktur an, so wird der intensive

Beschäftigungsgrad der meisten Produktionssphären ein allgemeines

Steigen der Arbeitslöhne und Gehälter hervorrufen und so endlich die

unteren Schichten an den Produktivitätsgewinnen (wie auch an anderen,

reinen Konjunkturgewinnen) teilnehmen lassen. In diesem Falle wird jene

vorauseilende Teuerung nur zu einer Ü b e r g a n g s z e i t , die beendet

ist, wenn sich die Produktivitätsfortschritte allgemein durchgesetzt und

die Verbilligungen sich bis zu den Endprodukten fortgepflanzt haben.

Falls aber Preisverabredungen, Kartelle und dergleichen den größten

Teil dieser Gewinne dauernd zurückhalten, das heißt die Preise dauernd

hochhalten, was z. B., wenn die Produktionsvermehrung sich auf Export,

staatliche Aufträge, einmalige große Investitionen und dergleichen stützt,

leicht möglich ist, kann die Verteuerung auch ohne Verbilligung eintreten.

Es wird dann, und das zeichnet ja die kapitalistische Ordnung so

unvorteilhaft aus, der Reichtum auf der einen Seite steigen, der Luxus

zunehmen, aber das Elend auf der anderen Seite vermehrt werden.

Welche praktischen Mittel der Abhilfe es angesichts solcher Prozesse

gibt, soll hier nicht erörtert werden. D a ß es aber trotz des