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dem nicht im geraden Verhältnis teurer, weil man sie nicht ebenso

notwendig braucht. (Umgekehrt werden bei Verbilligung der

gewerblichen Produkte die landwirtschaftlichen unverhältnismäßig

teurer wegen der Uneinschränkbarkeit des durch Bevölkerungszuwachs

ohnehin steigenden Bedürfnisses.) Diese Art Verteuerung aber wächst

schließlich im allgemeinen doch nur so langsam mit der Zeit, so organisch,

daß sie als solche, wenn sie a l l e i n wirksam wäre, weniger empfunden

würde. Durch diese Preisverschiebung läuft das Rad zwar unaufhaltsam,

aber sozusagen ungefühlt, rückwärts. Den gewerblichen Produkten nun ist

durch fortschreitende Vervollkommnung der menschlichen Hilfsmittel

und Fertigkeiten eine stete, natürliche, organische Verbilligung immanent.

Von zwei entgegengesetzten Kräften bewegt, stünde also das Rad

normalerweise beinahe still, indem die wachsende Menge der Menschen

zwar an und für sich eine Verteuerung, die verbesserte Produktion aber

eine stete Verbilligung, die sich etwa aufheben würden, bewirkt.

Zu bedeutenden und schnellen, dauernden Preisverschiebungen käme

es also auf diese Weise auch nicht, große Kriege, Mißernten, Seuchen und

ähnliches abgerechnet. Eine wirkliche ausgiebige Verbilligung der

gewerblichen Produkte aber — welche nicht nur mehr Menschen als

früher in den Besitz dessen setzt, was die wenigen Menschen früher hatten,

sondern diesen zahlreicheren Menschen auch gestattet, z. B. zwei Stück

von einem Produkt zu kaufen, von dem sie früher nur eines kaufen

konnten, kann aber nur unter der Bedingung eintreten, daß diese zwei

Stücke wirklich gekauft werden. Würde ich darauf bestehen, von den

billiger herzustellenden Waren nur soviel wie früher, also nach einem

stabilen Bedürfnis, zu kaufen, so k ö n n t e die billigere Herstellungsweise

meistens gar nicht angewendet werden. Die fortschreitende Berufs- und

Arbeitsteilung, die Vergrößerung der Betriebe, von welcher die

Maschinenanwendung und Verbilligung direkt abhängig ist, k ö n n t e

eben nicht stattfinden, wenn nicht die Möglichkeit, ja die Sicherheit

bestünde, einen Überschuß von Erzeugnissen abzusetzen. Die

Unerschöpflichkeit des Marktes selbst ist nichts als ein Ausdruck für die

unendliche Steigerungsmöglichkeit der menschlichen Bedürfnisse. Tritt

aber diese Steigerung ein, so entstehen die Preisverschiebungen,

Konjunkturen, Geldknappheiten neben Geldentfesselungen und alles

andere, das oben beschrieben wurde.