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Nur so angesehen, wird das S c h e i n h a f t e der Teuerung und der
höchst reale D r u c k , den sie ausübt, zugleich lebendig. Wenn ich
plötzlich meinen Haushaltungsfuß vergrößere (ohne äußere
Notwendigkeit, etwa durch Familienzuwachs), so kann ich nicht
behaupten, daß ich in eine Epoche der Teuerung eingetreten sei. Dennoch
gebe ich viel mehr Geld als früher aus. Beides ist wahr: die gegen früher
gewachsenen Ausgaben, und die gegen früher stabilen, vielleicht
gesunkenen Kosten der einzelnen Güter. Wirklich vermehrt sind meine
Bedürfnisse, und zugleich mit ihnen das Gefühl einer leichter bedrohten
und beschränkten wirtschaftlichen Freiheit, indem die vollkommene
wirtschaftliche
Freiheit,
Ungedrücktheit,
mit
vollkommener
Bedürfnislosigkeit gleich ist. Es liegen also zwischen den Endpunkten
einer gegebenen Zeit wirtschaftlicher Entwicklung zwei Kräfteströme, die
einander widerstreben und sich kreuzen. Sieht man die Zeit des geringsten
Güterverbrauches als die arme an, so schreitet sie fort zur Zeit des größten
Güterverbrauches, zum Reichtum, der nur s c h e i n b a r mit Teuerung
einhergeht. Sieht man die Zeit des geringsten Bedürfnisses als die reiche
an, so steigt sie herab zur Zeit des gesteigertsten Bedürfnisses, und damit
des größten wirtschaftlichen D r u c k e s . Die Ursachen der Teuerungen
sind also die Preisverschiebungen. Aber die Ursachen der
Preisverschiebungen liegen nicht imWirtschaftsmechanismus, sondern in
den Sitten.