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jene dagegen, die sie aus dem Insichenthalten und Aufnehmen nie-

derer Ganzheiten, insbesondere der sinnlichen, erlangt, sind ihr

nachträglich gegeben, also aposteriorisch. Alles was einer Ganzheit

von niederen Ganzheiten herkommt, bildet oder veranlaßt das, was

man „Erfahrung“ nennt, ist verhältnismäßig unbestimmt, wechselnd

und unbeständig, also empirisch, aposteriorisch. Die höheren Ganz-

heiten dagegen prägen die niederen in ihren Grundzügen von vorn-

herein, die demnach vorgegeben, vorbestimmt, apriorisch sind. In-

sofern eine Ganzheit erst durch das Insichenthalten (Ausgliedern

und Aufnehmen) niederer Ganzheiten aktuiert wird, wird auch erst

das Apriori in ihr aktuiert. Das Apriori ist also „angeboren“, aber

nicht actu.

/

Nach diesem ganzheitlichen Begriff des Apriorischen gibt es eine

S t u f e n f o l g e d e s A p r i o r i s c h e n . Sie kommt mit dem

Stufenbau der Gattungen und Arten überein. Das eigentliche und

letzte Apriori ist das der höchsten Ganzheit, das Göttliche, Ab-

solute. Es ist nur v e r m i t t e l t in der Welt vorhanden, ver-

mittelt eben nach Maßgabe des Stufenbaues. Die höchste unter den

ausgegliederten Ganzheiten, der menschliche Geist, ist dem höchsten

Apriori am nächsten. Die transzendente Bestimmtheit des Geistes

ergibt sich also sowohl in der Ganzheitslehre wie bei Kant, in ihr

aber ohne daß die bloße Phänomenalität der Welt angenommen

werden müßte. Nach Maßgabe der Ebenbildlichkeit geht die tran-

szendente Bestimmtheit stufenweise auf die Wesen herab. Das Gat-

tungsmäßige, Uberindividuelle ist für die einzelnen Wesen stets

vorgegeben, apriorisch, daher auch allgemeingültig.

B. Die s o g e n a n n t e n l o g i s c h e n G r u n d s ä t z e

1 . I d e n t i t ä t

Der Satz der Identität in der klassischen Logik lautet, daß jedes

Ding mit sich selbst einerlei sei und jeder Begriff als mit sich selbst

einerlei gedacht werden müsse.

Dieser Satz ist, ganzheitlich gesehen, in der Ausgliederung nach

Ebenbildlichkeit begründet. Durch die Ebenbildlichkeit bleibt sich

die Ganzheit selber treu — mit sich selbst einerlei!

Dennoch, der wahrhaft zu Ende gedachte Begriff der Ganzheit