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299

F.

S e i n u n d W e r d e n , B e h a r r u n g u n d

V e r ä n d e r u n g

Endlich fällt hier auch Licht auf das so unendlich schwierige Ver-

hältnis von Sein und Werden, Beharrung und Veränderung. Der

scheinbar nicht zu schlichtende Gegensatz von Parmenides, der nur

beharrendes Sein zuläßt, und Heraklit, der nur Werden kennt, er ist

nun in Wahrheit zu schlichten.

Der Begriff des Seins kann mit dem der Tätigkeit, der Begriff

des beisichbleibenden Ansich mit dem des veränderlichen Werdens

vereinbart werden: Dies ist im Begriff der Rücknahme und Neu-

ausgliederung erreicht, durch den Selbgleichheit und Selbfremdheit

verbunden wird. Alles Sein ist Fluß der Ausgliederung und Rück-

nahme, des Entstehens und Vergehens auf der Ebene des selbgleichen

Seins; es ist Beständigkeit des Rückverbindens auf der Ebene des

selbfremden Seins: Das selbfremde, ausgliedernde Sein bleibt bei

sich selbst, beharrt trotz der Veränderung des ausgegliederten, selb-

gleichen Seins.

Hiermit ist der Begriff von Beisichbleiben und Anderheit, von

Beharrung und Tätigkeit widerspruchslos verbunden.

Dies gilt von allem ausgegliederten Sein und seiner Rückverbin-

dung, auch vom sinnlich-stofflichen. Vom geistigen Sein gilt noch

dazu: daß die ausgliedernde Selbstsetzung des rückverbindenden

Seins das Gesetzte sich zugleich entgegensetzt. Ihre / eigene Aktion

wird ihr zum Gegenstand, wie Fichte lehrte. Dies ist ja das Wesen

des Wissens, daß uns das Gedachte — unsere eigene Aktion des

Denkens — zugleich als unser Gegenstand gegenübertritt. Dadurch

sind wir Subjekt-Objekt; Subjekt: das sich Setzende, Objekt: die

als Gegensetzung gefaßte Setzung, das Nicht-Ich, wie Fichte sagte,

also Subjekt-Objekt, Ich-Gegenstand in Einem (davor steht noch

die Gezweiung).

Überall wo die ausgliedernden Ganzheiten in der Setzung diese

Selbstentgegensetzung vollziehen können, ist Geist; wo sie sie nicht

vollziehen können, ist Natur.

Für die ganzheitliche Kategorienlehre ist es daher nicht richtig,

„D e n k e n u n d S e i n “ einander entgegenzusetzen, denn Den-

ken ist ihr selbst Sein, und zwar höheres Sein als das sinnliche. Rich-

tiger ist es, der Beschaffenheit nach das geistige Sein dem sinnlichen