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zukommen, oder anders ausgedrückt: können zwei / kontradikto-

risch entgegengesetzte Urteile nicht beide wahr sein. In mathemati-

sierender Form: A nicht = Non A.

Es ist deutlich, daß der Satz des verbotenen Widerspruches nur

eine andere Form des Satzes der Identität ist. Was der Satz der

Einerleiheit bejahend ausdrückt, daß jedes Ding sich selbst gleich

sei, drückt der Satz des Widerspruches verneinend aus, nämlich daß

es nicht sich selbst nichtgleich sei. Vom ganzheitlichen Standpunkt

aus steht es hier ebenso wie beim Satz der Einerleiheit, nur drängt

sich der Vorbehalt der Selbfremdheit noch deutlicher auf. Die

Eigenschaft jedes Gliedes, zugleich es selbst und ein anderes, selb-

fremdes, zu sein, steht über dem Satz des Widerspruches.

Der Satz des ausgeschlossenen Dritten (principium exclusi tertii,

auch Satz des ausgeschlossenen Mittleren genannt), wonach einem

Ding ein Merkmal entweder zukommt oder nicht zukommt, ein

Drittes (oder Mittleres) ausgeschlossen sei, ist nur eine andere Form

des Satzes des verbotenen Widerspruches, kein erster, sondern ein

abgeleiteter Grundsatz. Demgemäß erübrigt sich eine eigene Be-

handlung.

1

3.

Der S a t z d e s z u r e i c h e n d e n G r u n d e s

Der sogenannte Satz des Grundes, wonach alles, was ist, nur aus

einem zureichenden Grund sei, kann unseres Erachtens schwerlich

als ein rein logisches Denkgesetz betrachtet werden. Der zureichende

Grund, um den es hier geht, ist in Wahrheit eine o n t o l o g i -

s c h e Kategorie, allerdings nur, sofern er aus der Gliedhaftigkeit

begründet, als ganzheitliche Setzung verstanden wird, nicht als

mechanische Ursächlichkeit.

Während dieses sogenannte logische Denkgesetz in seiner her-

kömmlichen Fassung den zureichenden Grund im begrifflichen,

syllogistischen Sinne, den B e g r i f f g r u n d , mit dem Grund im /

Naturgeschehen, dem (angeblich mechanischen) K a u s a l g r u n d ,

vermengt, ist durch den Begriff der Ganzheit eine solche Vermen-

gung ausgeschlossen. Die Begründung des Gliedes durch die ausglie-

dernde Ganzheit verlangt grundsätzlich eine s i n n v o l l e , nicht-

mechanische Verbundenheit und eine sinnvolle Abfolge der Um-

1

Über den Widerspruch in Hegels Dialektik vgl. oben S. 43 f. und 149 f.