Table of Contents Table of Contents
Previous Page  4181 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 4181 / 9133 Next Page
Page Background

[341/342]

309

I. Der Begriff der Ursächlichkeit und seine Folgen

für das Verfahren

Wir fassen den Begriff der Ursächlichkeit im weitesten Sinne und

verstehen darunter nur das Gegenteil von ganzheitlicher (auch teleo-

logischer, dialektischer) Ordnung der Dinge, das heißt von Glied-

lichkeit. Die Gliedlichkeit ist eine sinnvolle, in Gezweiung ihr

Wesen findende Bestimmtheit jedes Dinges als niederes Ganzes zu

seinem höheren Ganzen sowohl wie zu seinen eigenen Gliedern,

nach vielerlei Sonderweisen, wie insbesondere: der Leistung, des

Ranges, Wirkungskreises, der Vermittlung, Unberührbarkeit, Zu-

artung und Verganzung, Mittewendigkeit und Gezweiung.

Alles was nicht Gliedlichkeit in diesem Sinne ist, ist n i c h t -

sinnvolle Verknüpftheit. Den häuslichen Streit der Verfechter der

ursächlichen Verfahren um die besondere Gestalt des Ursächlich-

keitsbegriffes lassen wir damit als gänzlich belanglos beiseite liegen.

Ob sie mit Hume, Mill, Mach, Avenarius und anderen Empiristen

und Positivisten die reine Aufeinanderfolge der Dinge, das heißt

die Dinge als bloßes Vorher und Nachher, Antecedens und Conse-

quens, fassen, wobei die Gesetzlichkeit eine bloß empirische bleibt;

oder ob sie nach Kantischer Weise die „Verbindung durch eine

Regel“ dabei apriorisch notwendig denken (in welch letzterem Fall

Ursächlichkeit eine apriorische Kategorie wäre), macht für das Ver-

fahren keinen grundsätzlichen Unterschied. Denn sobald nur über-

haupt die Ursache als G e s a m t h e i t d e r A n t e z e d e n t i e n

e i n e s z e i t l i c h F o l g e n d e n gefaßt wird — wie es im

Empirismus und bei Kant erfolgt —, / ist die Frage nach der

Natur der Regelmäßigkeit und Eindeutigkeit dieser Aufeinander-

folge nur noch nebensächlich. Ob es sich um eine bloße „Gewohnheit

oder Übung“ dabei handelt (Hume: „custom or habit“); um eine

„unbegreifliche“, aber dennoch „regelmäßige Aufeinanderfolge von

Beziehungen der Ähnlichkeit“ (Comte, der Positivismus überhaupt)

handelt; um eine bloße Wiederholung des Häufigsten (Richard

Avenarius, „das denkbar meist sich Wiederholende“); ob, wie bei

Mach, eine angebliche „Ökonomie“ unserer Begriffsbildung hinter

jener Regelmäßigkeit steckt, wodurch der Kausalbegriff durch den

Begriff der „mathematischen Funktion“ ersetzt werden soll; ob es

sich um eine „reine Beschreibung“ durch Gleichungen (Kirchhoff)