E r s t e r A b s c h n i t t
Ganzheit und Ursächlichkeit
Das erste Bedenken der Gegner wird vermutlich unserer Anfech-
tung der Ursächlichkeit gelten, ihr erstes Bestreben wird die Ret-
tung der naturwissenschaftlichen Verfahren und die Rechtfertigung
der modernen Naturwissenschaft selbst sein.
Es liegt uns fern, die berechtigten Beweisgründe, welche von die-
ser Seite her angeführt werden können, zu verkennen. Zuerst wird
man auf den regelmäßigen Verlauf der Naturvorgänge hinweisen.
Jedes Fallen der Körper zum Beispiel geht zweifellos nach dem
Fallgesetz vor sich. Und der zweite, nicht minder wichtige Hinweis
wird der auf die tatsächlichen Erfolge der modernen Naturwissen-
schaften sein. Sollte es da möglich sein, daß es gar keine Ursächlich-
keit gebe? Wir berechnen doch mit ihrer Hilfe den Lauf der Ge-
stirne, wir bauen mit ihrer Hilfe unsere Maschinen, wir stellen da-
nach Arzneimittel her, wir bekämpfen Seuchen auf Grund der mit
ihren Verfahren erlangten Kenntnisse.
Die Tatsachen, die in diesen Hinweisen liegen, können nicht ge-
leugnet werden und insofern stimmen wir den Verfechtern der
modernen ursächlich-naturwissenschaftlichen Verfahren vollständig
bei. Eines aber sind Tatsachen und ein anderes ihre Deutung.
Zwei Fragen sind es, die zur Austragung des Streites zuletzt be-
antwortet werden müssen. Erstens, ist neben der Ganzheit in der
Welt Un-Ganzheit (Häufung, Aggregat) im letzten Grund über-
haupt noch möglich? Wir werden diese Frage verneinen; zweitens,
wenn nicht, wie war das ursächliche Ver- / fahren neben dem
ganzheitlichen dann überhaupt denkbar, und noch mehr: sogar mit
offensichtlichen Erfolgen praktisch anwendbar, wie doch die Ent-
wicklung der Wissenschaft seit Renaissance und Aufklärung be-
weist?
Bevor wir uns mit dieser Frage beschäftigen, ist der Begriff der
Ursächlichkeit nochmals zu erörtern.