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U n t e r s t e l l u n g , d i e d u r c h G l i e d l i c h k e i t e n t -

f e r n t e r O r d n u n g d e r u n t e r s u c h t e n E r s c h e i -

n u n g e n m ö g l i c h w i r d . Die bloß „ursächlich" erkannten

Dinge gehören Ganzheiten von so ferner Ordnung an, daß ihr ganz-

heitlicher Zusammenhang vorläufig unerkennbar ist. Die „Mittel-

barkeit höchster Ordnung“ ist von der Kategorie der Unberührbar-

keit der Teilganzen aus zu verstehen. Die Glieder haben nach dieser

keine „Beziehung“, „Wechselwirkung“ untereinander, sondern

h ä n g e n n u r d u r c h V e r m i t t l u n g i h r e r g e m e i n -

s a m e n M i t t e z u s a m m e n . Wenn nun die gemeinsame Mitte

so entfernt ist, daß sinnvolle Zuartung und Verganzung nicht mehr /

möglich ist, dann treten die Glieder zwar nicht vollkommen außer

Zusammenhang, denn sie hängen ja in höheren und höchsten Zen-

tren des Gesamtganzen noch miteinander zusammen, aber sie wer-

den einander fremd, sie haben nur sehr mittelbare Zusammenhänge,

durch immer höhere, entferntere Zentren hindurch. Der Begriff

des gliedlichen Zusammenhanges entfernter Ordnung ist daher ein

durchaus reeller Begriff, der im Bau und Wesen der Ganzheit be-

gründet und nicht künstlich konstruiert ist.

Methodisch gesehen liegt danach in der Ursächlichkeit eine Um-

kehrung des teleologischen „Als-Ob“ der kantischen und neukanti-

schen Art vor. „Als-Ob“ soll bei Kant heißen: Betrachtung der

Dinge, als ob sie von Zweck und Sinn bestimmt wären. Das ur-

sächliche Verfahren betrachtet die Dinge umgekehrt, als ob sie

keine Ganzheiten wären, als ob sie untereinander ungliedlich wären.

— Immerhin ist diese Ausdrucksweise ungenau, da das „Als-Ob“

der Unganzheit von unserem Standpunkt aus nur eine Näherung

sein kann. Das absolut Unganze gibt es nicht, das absolut Fremde

wäre auch vollständig unerkennbar; eine Annahme völliger Fremd-

heit, ein vollkommenes Absehen von Gliedlichkeit ist daher un-

möglich. Was die ursächlichen Verfahren überhaupt möglich macht,

ist also doch nur ein Rest von Ganzheitlichkeit, der in ihnen steckt:

eine Gliedlichkeit von so entfernter Ordnung, daß die sinnvolle

Bestimmtheit unerkennbar wird; äußere Anhaltspunkte, wie sie

die Aufeinanderfolge und quantitative Beschreibung bieten, treten

dann dafür ein. Das ist eine Armut, kein Reichtum. Der nach blo-

ßen äußerlichen, quantitativen Anhaltspunkten die Dinge darstel-

lenden Wissenschaft bleibt das W e s e n der Dinge ewig fremd.