NACHWORT
von
Erich Heintel
Mit seiner „Kategorienlehre“
1
hat Othmar Spann sein philoso-
phisches Hauptwerk vorgelegt. Zusammen mit der aus dem Nach-
laß herausgegebenen „Ganzheitlichen Logik“
2
gibt sie den besten
und umfänglichsten Einblick ebenso in das universalistische Begriffs-
system wie in die sprachschöpferische Leistung ihres Autors. Spann
war sich der Bedeutung der „Kategorienlehre“ im Rahmen seines
Gesamtwerkes durchaus bewußt: davon zeugt unter anderem auch
der Rückblick auf seine philosophische Entwicklung, der sich am
Anfang dieses Buches
3
findet. Zwei Begriffspaare sind es, die
Spann auf den Weg zu seiner Ganzheitslehre geführt haben, erstens
das Paar genetischer Begriff und Funktionsbegriff, zweitens das
Paar Individualismus und Universalismus. Der genetische Begriff
kennzeichnet das kausale Verfahren, von dem Spann berichtet, daß
ihm „die Überzeugung von [seiner] alleinigen Brauchbarkeit
... als heilig anerzogen worden“ war. Dagegen ist der Funktions-
begriff als Leistungsbegriff für Spann der erste Hinweis auf sein
späteres ganzheitliches Verfahren gewesen. Wir sehen, daß der Aus-
gang seines Denkens für den von der Einzelwissenschaft kommen-
den Philosophen bei methodologischen (wissenschaftstheoreti-
schen) Fragen liegt. Dagegen mußten die von dem zweiten Be-
griffspaar (Individualismus — Universalismus) bestimmten Besin-
nungen über die Verfahrensfragen hinaus auf eine Ontologie füh-
ren, in der das von Spann stets ganzheitlich verstandene „Allge-
meine“ zu fundamentalphilosophischer Bedeutung gelangte.
1
Erste Auflage, Jena 1923, zweite, durchgesehene und ergänzte Auflage,
Jena 1939.
2
Eine Grundlegung, aus dem Nachlaß herausgegeben von Walter Heinrich,
Salzburg, Klosterneuburg 1958 (= Stifterbibliothek, Bd 93 a—f).
3
Siehe oben S. 4 ff.
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