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der Ursächlichkeit“ als einem bloßen Grenzbegriff: „Mechanische

Ursächlichkeit im strengen Sinn kann es nicht geben, wenn Ganz-

heit überhaupt in der Welt ist. Aber es gibt Dinge, die vom Stand-

punkt bestimmter Ganzheiten ,einander fremd' [nur äußerlich,

nicht also im Sinne insichvermittelter Affinitäten aufeinander be-

zogen] sind, die darum in dem inneren, sinnvollen Wesen ihrer

eigenen Gegliedertheit nicht zu erfassen sind. Was auf solche Weise

fremd und unganz erscheint, kann nach rein äußerlichen Merkma-

len betrachtet werden, es kann so betrachtet werden, als ob es un-

ganzheitlicher, als ob es rein aggregativer oder haufenartiger Natur

wäre; als ob es nicht sinnvolles Glied eines lebendigen Ganzen,

sondern mechanische Folge seiner zeitlichen Antezedenzien wäre.“

1

Wir haben am Beispiel der Ontologie der Natur zu zeigen ver-

sucht, worum es Spann in seiner „Kategorienlehre“ philosophisch

geht. Wir sahen, daß in seinem System durchaus Platz ist für me-

thodische Abstraktionen in der Art der neuzeitlichen Naturwis-

senschaft und überhaupt aller jener Wissenschaften, für die mathe-

matische Verfahrensweisen zuständig sind. Wie Leibniz ist Spann

allerdings überzeugt, daß solche methodische Abstraktionen nicht

ontologisch interpretiert werden dürfen

2

, da es doch auf der

Hand liegt, daß sie als letztes Wort der Philosophie unzureichend

wären. Für Spann gibt es, wiederum wie für Leibniz, auch keine

unkritische Vermischung des kausalen und des ganzheitlichen Ver-

fahrens. Das insichvermittelte Seiende kann nicht selber wieder zu-

sammengesetzt werden aus Elementen und einem zu ihnen hinzu-

tretenden „ganzheitsverleihenden Faktor“. Aus diesem Grund wen-

det sich Spann immer wieder

3

gegen Hans Driesch, der seine „En-

telechie“ als einen solchen Faktor „in eine mathematische Glei-

chung einschaltet [und damit] die Ganzheit doch wieder nach

ursächlicher Weise wirken läßt“. Im gleichen kritischen Sinn hat

auch Leibniz die aristotelische Entelechie als fundamentalphilo-

1

Siehe oben S. 311 ff; ferner: Othmar Spann: Ganzheitliche Logik, Eine Grund-

legung, aus dem Nachlaß herausgegeben von Walter Heinrich, Salzburg, Kloster-

neuburg 1958, S. 102 f. und 384 ff. (= Stifterbibliothek, Bd 95 a—f); Natur-

philosophie, Jena 1937, S. 222 f. [2. Aufl., Graz 1963, S. 197 f.] (= Othmar

Spann Gesamtausgabe, Bd 13).

2

Siehe oben S. 70 ff.

3

Siehe z. B. oben S. 23.