Zur Geschichte der Kategorienlehre
Alles, was Spann schuf und schrieb, erarbeitete er sich durch
Analyse des Grundgefüges der jeweiligen Materie. Alles wurde
ihm zu einer Gefüge- und Kategorienlehre. Am Anfang seines so
umfassenden philosophischen Wirkens steht die vorliegende all-
gemeine Kategorienlehre, am Ende als großartiger systematischer
Abschluß die Religionsphilosophie, eine Kategorienlehre von den
Erscheinungsformen, nach denen der Mensch dem Übersinnlichen
begegnet.
Der Anfang seiner Philosophie reicht im Grunde aber noch wei-
ter zurück in die wissenschaftliche Laufbahn Spanns. Sein erstes
großes fachwissenschaftliches Werk ist das „Fundament der Volks-
wirtschaftslehre“. Schon die erste Auflage (1918) errichtet dieses
Fundament aus den Kategorien der Wirtschaft. Und alle Katego-
rien — von denen der nüchternen Zergliederung der Wirtschaft bis
zu jenen, welche die den Weltreligionen gemeinsame innere Struk-
tur nachzuweisen suchen — sind eines Stammes. Sie zeigen das
durchgehende ganzheitliche Gefüge der Welt des Geistes und der
Natur, von den alltäglichen Erscheinungen des Handels und Wan-
dels bis zu den höchsten Aufschwüngen des menschlichen Geistes
in dem Verhältnis zu seinem Schöpfer.
Dazu scheint die Reihenfolge dieser Sonderwerke mit ihren art-
eigenen Kategorien geradezu von einer höheren Hand bestimmt zu
sein. Jedenfalls ist es von tiefer Bedeutung, daß der Philosoph
Spann seine wissenschaftliche Laufbahn mit der Volkswirtschafts-
lehre begonnen hat. Sein schöpferischer Geist hat sofort auch in der
Wirtschaft das Schöpferische in den Brennpunkt seiner Untersu-
chungen gestellt: die Leistung. Eine Leistung vollbringen aber kann
immer nur ein Glied für ein größeres Ganzes.
„Alles, was ist, besteht als Glied eines Ganzen.“ So lautet der
Grundsatz der ganzheitlichen Kategorienlehre. Schon im Begriffe
des Gliedes liegt die wesentliche Aufgabe und innere Bestimmung,
für das Ganze etwas zu leisten! Daß die jeweilige Gesamtleistung