376
Stimmung, Mannigfaltigkeit, Verknüpfung schlechthin äußerliche
Beziehung bleibt“
1
. Er wendet sich kritisch gegen die „Einheits-
losigkeit des Mannigfaltigen ... [als] realer Stoff, der in Raum und
Zeit gleichgültig außereinander besteht“
2
, und erklärt dazu fol-
gendes: „Die ungebildete Reflexion verfällt zunächst auf die Zu-
sammensetzung als die ganz äußerliche Beziehung, die schlechteste
Form, in der die Dinge betrachtet werden können; auch die nied-
rigsten Naturen müssen eine innere Einheit sein.“
3
Er fährt übri-
gens bezeichnenderweise an dieser Stelle folgendermaßen fort: „Daß
vollends die Form des unwahrsten Daseins auf Ich, auf den Begriff
übertragen wird, ist mehr, als zu erwarten war, ist als unschicklich
und barbarisch zu betrachten.“ — Die Philosophie jedenfalls hat
nichts mit diesem Zusammensetzen aus „Elementen“ zu tun und
kann daher nicht wie die Physik vorgehen, die unter Einheit „nur
die . .. äußerlichste schlechteste ... nämlich die Zusammensetzung“
versteht
4
und in ihrer methodischen Abstraktion in ihrem Rah-
men (und in ihren Grenzen) zwar berechtigt sein mag, sofort aber
zu jener Eschatologie des „Nochnicht“ wird, wenn sie selbst Philo-
sophie (eben wie der antike Atomismus) zu sein beansprucht.
Als Primitivphilosophie deklariert sich ein solches Denken nun
ohne Zweifel dort, wo von Sinn (dem Ich, dem Begriff) die Rede
ist. Wenn für einen modernen Denker das Ich „zur Klasse der Ele-
mentarerlebnisse [wird], so wie der Luchs nichts anderes ist, als
eine Klasse, deren Elemente die Zustände des Luchs sind“, dann
zeigt sich sehr schön, wie notwendig es ist, auch in der Gegenwart
auf jene fundamentalphilosophischen Fragen hinzuweisen, die für
Spanns „Kategorienlehre“ bestimmend geworden sind. Zeigt sich
hier doch der Klassenbegriff der modernen Logik deutlich in seinen
fundamentalphilosophischen Grenzen, die man nicht ungestraft
1
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Sämtliche Werke, Jubiläumsausgabe in
20 Bänden, herausgegeben von Hermann Glöckner, Bd IV: Wissenschaft der
Logik, TI 1: Die objektive Logik, 2. Aufl., Stuttgart 1936, S. 195.
2
Hegel: Sämtliche Werke, Ausgabe Glockner, Bd V: Wissenschaft der
Logik, TI 2: Die subjektive Logik oder Lehre vom Begriff, 2. Aufl., Stuttgart
1936, S. 49.
3
Hegel: Sämtliche Werke, Bd V, TI 2, S. 55.
4
Hegel: Sämtliche Werke, Ausgabe Glockner, Bd X: System der Philo-
sophie, TI 3: Die Philosophie des Geistes, mit einem Vorwort von Ludwig Bou-
mann, 2. Aufl., Stuttgart 1942, S. 471 f.