D r i t t e r A b s c h n i t t
Allgemeine Erklärung des Seins aus dem Schaffen
I.
Das Sein als Schaffen aus Geschaffenwerden
Alles Sein, das unser Auge erblickt und unser Gedanke erdenkt,
ist ausgegliedertes Sein, da es selbst einem Ganzen als Glied ange-
hört; und es ist ausgliederndes Sein, da es seinerseits wieder in
Gezweiung mit anderen seine Glieder setzt. „Ausgegliedert-Wer-
den“ heißt aber nichts Geringeres als g e s c h a f f e n werden, und
zwar nicht für sich, sondern als Glied einer Ganzheit und mit ande-
ren Gliedern gemeinsam; „ausgliedern“ heißt nichts weniger als
s c h a f f e n , und zwar als Glied mit anderen Gliedern in Gezwei-
ung schaffen, mit-ausgliedern
1
.
„Ausgliedern“ ist reine Tätigkeit, die nicht aus anderem ent-
springt, ist Selbstwirksamkeit, Spontaneität. Seit Kantens Begriff
der transzendentalen Apperzeption und Fichtes Setzungslehre („Das
Ich setzt sich selbst“) ist es in der Geschichte der Philosophie klar,
was „reine Tätigkeit“, „reine Spontaneität“, „ursprüngliche Aktivi-
tät“ sei; ist es insbesondere klar, daß sie nicht mit jenem mecha-
nischen Begriffe der physikalischen Energie oder mechanischen
Tätigkeit („Arbeit“ im physikalisch-mathematischen Sinne) ver-
mengt werden darf, den die mathematische Physik entwickelte, wo-
nach jede Energie durch Umsetzung aus einer anderen herzuleiten
sei, das heißt aus einer anderen errechnet werden könne.
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„Ausgliedern“ ist ursprünglich setzende Tätigkeit, ist Selbstset-
zung, ist sinnvolle Setzung — Schaffen. In diesem Punkte, daß
a u s g l i e d e r n d e Tätigkeit nicht bloße „Veränderung“, nicht
bloßer h e r a k l i t i s c h e r Fluß des „Werdens“, sondern schöp-
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Siehe oben S. 38 ff. und 44 f.; ferner mein Buch: Kategorienlehre, 2. Aufl.,
Jena 1939, S. 101 und 274 ff.