Table of Contents Table of Contents
Previous Page  4356 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 4356 / 9133 Next Page
Page Background

44

[40/41]

ren Ganzen als in seiner Mitte unmittelbar eingebettet, ihm ver-

bunden. Eine u n m i t t e l b a r e Verbindung zum anderen Gliede

hat es nicht. Es kann nicht auf das andere Glied u n m i t t e l b a r

wirken, das andere Glied ist für es gleichsam unberührbar, uner-

reichbar. Um auf das andere Glied zu wirken oder es zu erreichen,

muß es den Umweg über die Mitte nehmen. (Ein Krieger kann auf

den anderen nur über den Hauptmann einwirken, dieser bestraft

jenen, belehrt ihn und so weiter.) — Der B e g r i f f d e r

„ W e c h s e l W i r k u n g “ w i e ü b e r h a u p t j e d e r k a u -

s a l m e c h a n i s c h e B e g r i f f i s t d a m i t ü b e r w u n d e n .

Wir sehen selbst in der stofflichen Natur diesen Grundsatz unbe-

dingt gültig. In Wahrheit kann nicht ein Stein den anderen stoßen,

nicht / ein Stein auf dem anderen lasten; sondern sofern sie das

tun, tun sie es als Teile („Glieder“ wäre hier nur in übertragenem

Sinne gültig) des Schwerefeldes. Würde, während zwei Billardkugeln

gerade im Zusammenstoße begriffen sind, das Schwerefeld, das Fix-

sternsystem, plötzlich verschwinden, so könnte der Zusammenstoß

nicht durchgeführt werden.

Die Eingebettetheit jedes Gliedes in seine Ganzheit als in seine

Mitte ergibt auch den Begriff des ganzheitgemäßen und ganzheit-

widrigen, richtigen und unrichtigen Verhältnisses des Gliedes zu

seiner Mitte. Das wesensgemäße, ganzheitsgemäße Verhältnis heißt

die M i t t e w e n d i g k e i t oder Zentripetalität. Die „Mitte-

wendigkeit“ bezieht sich auf die einem Gliede unmittelbare Mitte,

zum Beispiel des Kriegers zu seiner Hundertschaft (oder deren

Untergliederung). Überspringt aber ein Glied seine Mitte und auch

alle, die darüber stehen, so kann es in unmittelbaren Rapport mit

dem Höchsten, zuletzt mit Gott treten. Dieses mystische Verhält-

nis nennen wir mit einem Worte des Meisters Eckehart „A b -

g e s c h i e d e n h e i t“. Abgeschiedenheit ist die u n m i t t e l -

b a r e Verbundenheit mit der Urmitte (unter Überspringung der

Zwischenganzheiten), Mittewendigkeit jene mit der jeweiligen

konkreten Ausgliederungsmitte. —

Wir sahen, daß keine Ganzheit nur e i n Glied ausgliedern kann.

Jede Ganzheit, jede Mitte gliedert mehrere Glieder zugleich aus. In

dieser Mit-Ausgegliedertheit sind die einzelnen Glieder aber ein-

ander Seinsgrund; aber nicht nur die Mit-Ausgegliedertheit, auch

die Mit-Rückverbundenheit begründet das Verhältnis der Glieder