439
In „Wirtschaft und Gesellschaft“ kommt der Philosoph Fichte noch
nicht vor und auch der Name Adam Müllers fehlt noch. Das erklärt sich
daraus, daß Spann erst im Jahre 1907, als „Wirtschaft und Gesellschaft“
gedruckt wurde, durch den Erwerb von Adam Müllers „Elementen der
Staatskunst“ (1809) bei einem Heidelberger Antiquar mit der Romantik
bekannt wurde.
Umso wichtiger ist daher Spanns nächste, in der Leipziger „Zeitschrift
für Socialwissenschaft“, 1908, erschienene kleine Schrift „Auguste Comte“,
in der Spann feststellt, daß für die deutsche Wissenschaft Schelling und
Hegel viel mehr für die Begründung sozialphilosophischer Betrachtung in
Frage kommen als der Einfluß von Comtes und jeder anderen Lehre. Hier
lesen wir schon den Satz: „Ja, die Geburtsstunde dieser Sozialphilosophie
schlug, als Fichte 1796 in seinen ,Grundlagen des Naturrechtes' das
Naturrecht innerlich überwand, indem er den Begriff des absoluten und
souveränen Individuums vernichtete.“ Hier weist Spann auch auf Adam
Müllers „Elemente der Staatskunst“ (1809) hin, spricht von seiner Lehre
vom „Geheimnis der Gegenseitigkeit aller Verhältnisse des Lebens“ und
nennt ihn den ersten deutschen Soziologen.
Die in der Tübinger „Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft“ im
gleichen Jahre 1908 veröffentlichte Abhandlung „Der logische Aufbau der
Nationalökonomie und ihr Verhältnis zur Psychologie und den
Naturwissenschaften“ ist schon eine Vorarbeit zu Spanns
volkswirtschaftlichem
Hauptwerk,
dem
„Fundament
der
Volkswirtschaftslehre “.
Von grundlegender Bedeutung ist dann die im Maiheft 1910 des
„Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“ in Tübingen
erschienene Abhandlung „Die mechanisch-mathematische Analogie in der
Volkswirtschaftslehre, worin sich Spann mit Joseph Schumpeters großem
Hauptwerk „Das Wesen und der Hauptinhalt der theoretischen
Nationalökonomie“, Leipzig 1908, auseinandersetzt, das die Comteschen
Begriffe Statik und Dynamik in die Volkswirtschaftslehre einführt. Ohne
Wert und Bedeutung dieser Arbeit zu verkennen, wendet sich doch Spann
gegen die darin angewandte exakte, naturwissenschaftliche Methode im
Sinne eines Bekenntnisses Adam Müllers aus dem Jahre 1819: „Mit
algebraischen Formeln umzugehen habe ich zwar gelernt, aber sie in den
inneren menschlichen Angelegenheiten völlig unanwendbar gefunden.“