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n u n g
d e r
m e h r f a c h e n
l o g i s c h e n
S e i n s b e -
s t i m m t h e i t e n sprechen, nicht aber von einem dialektischen
Widerspruche wie Hegel. Zugleich dürfen wir an diesem Punkte die
Verwandtschaft mit aller Widerspruchslehre hervorheben (Heraklit,
Hegel)
1
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4.
dem bloßen „Flusse des Werdens“ die Verankerung des Seins:
(a) in der Einheit des Schaffens in sich selbst, (b) in der Einheit des
Eingegebenen, nach dem geschaffen wird; damit weiter dem „Wer-
den“ die „Entfaltung“ oder sich äußernde Differenziertheit in der
Zeit. (Dem „Werden“ im Sinne einer Verneinung des Seins die
„Entfaltung“ im Sinne einer Bejahung oder Offenbarung der auch
im zeitlos gedachten Sein liegenden Unterschiede
2
.);
5.
der Unmöglichkeit des Entstehens von Sein das unaufhörliche
Neu-Entstehen, und dem stetigen das unterbrochene (intermittie-
rende) Sein, da Sein nur in Schaffenstaten besteht.
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1
Überraschenderweise steht auch bei Thomas ein Satz echter Widerspruchs-
lehre: „Non quaecumque apta nata sunt agere et pati ad invicem, sed solum illa,
quae sunt contraria vel habent contrarietatem.“ Nur diejenigen Dinge sind von
Natur aus geeignet, aufeinander einzuwirken, die entweder ihrer Substanz nach
einander entgegengesetzt sind oder entgegengesetzte Akzidenzien an sich tragen.
Vgl. Ludwig Schütz: Thomas-Lexikon, Sammlung, Übersetzung und Erklärung
der in sämtlichen Werken des hl. Thomas von Aquin vorkommenden Kunst-
ausdrücke und wissenschaftlichen Aussprüche,
z.
Aufl., Paderborn 1895, unter
agere, S. 38. — Nach Durchsicht der Druckbogen machte mich Herr Adolph Kappen-
berg darauf aufmerksam, daß Martin Grabmanns Forschungen zufolge (Die echten
Schriften des hl. Thomas von Aquin, Münster 1920, S. 204 f.) die angeführte
Stelle nicht vom hl. Thomas, sondern von Thomas de Sutton stammt.
2
Vgl. oben S. 86 f.