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darum der Potenz nach, weil sie einmal zur Form gelangen kann, sobald sie aber

der Wirklichkeit nach ist, ist sie zur Form gelangt. .. das Werk ist ein Ziel,

die Wirklichkeit aber ist das Werk. Daher sagt man auch Wirksamkeit (Energie)

vom Werk, und dieser Ausdruck bezeichnet dann auch die Entelechie.“

1

— 1049 b,

24: „Denn immer wird aus einem Potentiellen das Aktuelle durch ein Aktuelles,

z. B. der Mensch durch einen Menschen, der Gebildete durch einen Gebildeten,

indem immer etwas als erstes bewegt, das Bewegende ist aber schon aktuell.“ —

1050 b: „Die Sache läßt sich aber noch erfolgreicher beweisen. Das Ewige ist

nämlich der Substanz nach früher als das Vergängliche; nun ist aber nichts

Ewiges potentiell... (Es) kann das, was das Vermögen hat zu sein, sowohl sein

als nicht sein; was aber auch nicht sein kann, ist vergänglich... Mithin ist

keines von den schlechthin unvergänglichen Dingen schlechthin potentiell...

mithin sind sie alle aktuell.“ Und vorher heißt es: „Es ist offenbar, daß die Wirk-

lichkeit der Substanz nach früher ist als die Potenz, andererseits geht... der Zeit

nach immer eine Wirklichkeit der anderen voran bis zu der des ewigen ersten

Bewegers.“

2

Die letzten Anführungen zeigen, wie Aristoteles den Vorrang des

Wirklichen in großartiger Weise von der Seinslehre bis zur Gottes-

lehre durchführt. Gott ist die lautere Wirklichkeit

(άπλώς ενέργεια,

actus purus), in ihm bleibt keine unerfüllte Möglichkeit zurück.

Die absolute Wirklichkeit Gottes ist vor der Welt, die nur eine

mögliche ist.

Im Vorrange des Wirklichen vor dem Möglichen liegt zuletzt ein

Gottesbeweis beschlossen. Diesem Umstande vor allem verdankt es

wohl diese Aristotelische Lehre, daß sie von / der mittelalterlichen

Scholastik ebenso wie von der Neuscholastik eifrig übernommen

wurde. „Actus simpliciter prius quam potentia secundum naturam

(substantiam, formam)“ sagt die Scholastik

3

. Das irdische Sein mit

seinen unerfüllten Möglichkeiten setzt ein Sein voraus, das lautere

Wirklichkeit ist. Die aus Wirklichkeit und Möglichkeit gemischte

1

Aristoteles: Metaphysik, deutsch von Eugen Rolfes, 2. Aufl., Leipzig 1920,

S. 235 f.

2

Aristoteles: Metaphysik, deutsch von Eugen Rolfes, 2. Aufl., Leipzig 1920,

S. 236 f. — Vgl. auch Metaphysik, XII, 3, 5 und 6, 1072 a, 9; de anima, II, 4,

413 a, 18. — Dazu Eduard Zeller: Die Philosophie der Griechen in ihrer

geschichtlichen Entwicklung, 3. Aufl., Leipzig 1922, S. 354 ff. — Julius Sten-

zei: Zahl und Gestalt bei Platon und Aristoteles, Leipzig 1924, S. 76 f., 141 f.

und öfter.

3

Vgl. Thomas von Aquino: Summa theologica, I, 79, 10, ob. 3; Summa

contra gentiles, II, 7, 8.

Aus dem neuscholastischen Schrifttum vgl. z. B. Anton Portmann im Nach-

worte zu seinem Buche: Das System der theologischen Summe des hl. Thomas von

Aquin, 2. Aufl., Leipzig 1903, S. 454 ff.