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Die Gezweiung bildet das b r ü d e r l i c h e , die Stufenfolge der
drei Seinsarten in Schaffen aus Geschaffen-Werden das väterliche,
zugleich herrschaftliche, das k ö n i g l i c h e B a n d . Beide Bän-
der binden nur, soweit das Dasein zugleich verdient wird (im
Schaffen aus Geschaffenwerden) und mitgeteilt wird (in der Ge-
zweiung).
In der Gezweiung ist ein Enthaltensein der Wesen im Andern, in
der Stufenfolge ein Enthaltensein im Höheren beschlossen. Das
vollkommene Enthaltensein ist die ursprüngliche L i e b e , welche
der F r i e d e ist und alle Bindung vollendet. Wo sie fehlt, ent-
steht die Sehnsucht, die wiederherstellende Liebe, die den Beginn
der Bindung, die Wiederherstellung des Bandes anzeigt.
Der Gezweiung wie der Stufenfolge ist F r e i h e i t mitgege-
ben
1
. Wir erblicken das unaussprechliche Wunder, wie Gott die
Welt mit Freiheit begabt und dennoch bindet, wie das Dasein von
den Geschöpfen verdient werden muß und ihnen dennoch geschenkt
wird.
In der G e z w e i u n g h ö h e r e r O r d n u n g , in der sich die geistige
Seinsordnung mit der stofflichen Seinsordnung verbindet, wird zu den zwei
Bändern noch ein drittes hinzugefügt. Keine Seinsordnung der einen Art vollendet
sich hienieden ohne die Seinsordnung der anderen Art. Darüber später
2
.
IV. Zum Abschlusse
Wir kehren wieder zur eleatischen Frage zurück. Die Erkenntnis
der Dreifachheit alles Seins lehrt uns, daß der eleatische Grund-
gedanke, das Sein sei das Einfache, Eine, nicht richtig ist. Das Sein
ist nicht das Einfache, Eine, sondern es ist das Dreifache. Und es ist
in dieser Dreifachheit gegenseitig
3
.
Solche Dreifachheit hat das Sein als Schaffen aus Geschaffenwer-
den. Das Schöpferische aber hat die Einheit wie die Vielheit, Be-
harren wie Veränderung begriffsmäßig in sich
4
.
Wir betrachten auf Grund dieser Erkenntnis die eleatischen Be-
1
Vgl. oben S. 40, 44 f. und 70 f.
2
Vgl. unten S. 167 ff. und 261 ff.
3
Vgl. oben S. 77 ff.
4
Vgl. oben S. 77 ff., 48 ff., 57 und öfter.