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das selber wieder gleicher Art ist. Nichts hat da einen Grund in sich
selbst. Die moderne Physik rechnet die eine Energieform auf die
andere zurück. In der „Ausgliederung“ dagegen liegt, daß der We-
sensgrund in der sich ausgliedernden Ganzheit selbst ist und nicht
anderswoher genommen, anderswoher verrechnet wird. Die neue
Ganzheit kommt zwar m i t t e l s einer alten, der neue Mensch
mittels eines früheren, zur Welt, aber sie gliedert sich selbst aus, sie
kommt nicht von anderswoher. Ich denke durch mich selbst, nicht
durch meinen Vater, die Blume lebt durch sich selbst, nicht durch
die Blume, von der sie stammt. In der Ausgliederung ist not-
wendig Ur-Entsprungenes, das sich nicht aus früherem Endlichen
ableitet. Sie ist Selbstsetzung. Selbstsetzung kennt wohl äußere Be-
schränkungen, genetische Vorbedingungen und sogar Veranlassun-
gen („auslösende“ Bedingungen), aber all dieses liegt außer ihr; sie
selbst kann auf nichts zurückgeführt werden, auf keine andere Größe
oder Setzung. In diesem Sinne — aber / auch nur in diesem, wie
wir sehen, nicht unbeschränkten, sondern durch den Erscheinungs-
gang, durch das Genetische, beschränkten und begrenzten Sinne —
liegt in jeder Selbstsetzung ein Über-Endliches, e t w a s , d a s
n i c h t a u s e n d l i c h e n V o r b e d i n g u n g e n a b l e i t -
b a r i s t . Das Vorseiende zeigt sich hier in bestimmter Weise, das
heißt kategorial, inmitten des Daseins.
Wir können denselben Gedanken auch durch den Begriff des
S c h ö p f e r i s c h e n ausdrücken. Denn das Schöpferische besteht
im Urentspringen, es besteht darin, daß vorher das Geschaffene nicht
war, daß nur seine äußeren Stoffe, Mittel und Werkzeuge, nicht aber
das Neue, das eigentliche Selbst am Geschaffenen, schon da waren.
Indem wir das Sein als einen Stufenbau des Schaffens durch Geschaf-
fenwerden erkannten, zeigten wir überall das Rückverbindende, das
Vorsein, die Selbstsetzung im Dasein auf.
Das S c h ö p f e r i s c h e o d e r d i e S e 1 b s t s e t z u n g
i s t a b e r k e i n e K a t e g o r i e . Darum kann auch die Kate-
gorienlehre nicht damit beginnen. Die Kategorien zeigen nur das
Selbstsetzende, Schöpferische an (sie sind die letzten Weisen der Sei-
tengliederung auf allen Stufen). Daher ist es nicht nur die Ausglie-
derung, es sind die ganzheitlichen Kategorien überhaupt und es ist
der Begriff der Ganzheit selbst, wo das Schöpferische sich zeigt. Da
ist es nicht etwa das Nicht-Mechanische an der Ganzheit, das Sinn-