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[164/165]

C.

Das N i c h t - E r s c h e i n e n d e s s i c h

a u s g l i e d e r n d e n G a n z e n a l s s o l c h e n

153

In dem Satze: „Das Ganze als solches hat kein Dasein“ (es wird

in den Gliedern geboren, geht aber in diesen nicht unter

1

), zeigt

sich das „Ganze als solches“ in seinem Vorsein; es zeigt / sich als

eine höhere Ebene. Hier haben wir dieselbe Grunderscheinung wie

die Rückverbundenheit vor uns, nur von einer anderen Seite her ge-

sehen. Die Bedingung des ausgegliederten, endlichen, sich selbst glei-

chen Seins ist hier nicht in ihrer eigenen Ebene gelegen. Nicht nach

Weise der Ursächlichkeit wird hier das eine auf die Wirkung aus

dem anderen zurückgeführt, was eine Kette ohne Ende wäre; son-

dern eine höhere Ebene erweist sich als die Wurzel der niederen.

Hier wird das unmittelbar Endliche in der r e i n e n A n a l y s e

auf ein Überendliches zurückgeführt — aber nicht in endlicher

Weise. Denn jenes Überendliche erscheint als solches nicht! In die-

sem mittelbaren Sinne wird die endliche Ebene überschritten und

aus einem Bedingenden höherer Ordnung begriffen. Es wird nicht

die Gestalt, sondern das Gestaltende, nicht die Erscheinung, sondern

das Erscheinende, nicht das Wesen, sondern das Wesende, nicht das

Dasein, sondern das Daseingebende oder Vorsein, nicht das Das-

selbige, sondern das Selbfremde von dem zergliedernden Denken

erkannt.

IV. Die Gottesbeweise in ihrer Einheit

Die vorstehenden Untersuchungen haben die Möglichkeit eines

Gottesbeweises aufgezeigt, da wir erkannten, daß im Denken des

Endlichen das Über-Endliche k a t e g o r i a l schon mitgedacht

wird. Da aber das Überendliche, einmal anerkannt, notwendig den

Vorrang haben muß, so folgt weiter: Das D e n k e n d e s

Ü b e r e n d l i c h e n i s t d i e B e d i n g u n g f ü r d a s

D e n k e n d e s E n d l i c h e n .

Hiermit ist die uralte Lehre, daß Gott das zuerst und am meisten

von uns Erkannte ist, wiedergewonnen.

Unser ganzes Denken ist ein einziger Gottesbeweis, es beruht auf

1

Kategorienlehre, S. 6o ff.