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[165/166/167]

dem Überendlichen. Jede Weise des Seins, jedes Geschöpf sagt, daß

Gott ist. Alles Schaffen aus Geschaffen-Werden gibt das Höhere wei-

ter und bezeugt, daß Gott ist.

Wenn der Geist, wenn die ganze Welt Gott bezeugt, können / die

im engeren Sinne sogenannten Gottesbeweise nur besondere Hin-

weise auf das sein, was im Denken der Welt ohnehin eingeschlossen

ist; sie können nur bestimmte Konkretisierungen des Denkens der

Welt sein. Auf dieser ihrer einheitlichen Grundlage müssen sie da-

her aufgebaut werden.

Es ergeben sich dann aus unseren Voraussetzungen folgende Got-

tesbeweise im engeren Sinne:

1.

Der Beweis aus der kategorialen Ordnung des Seins. Da diese

Ordnung eine ganzheitliche ist, so nennen wir ihn auch den Beweis

aus dem Wesen der Ganzheit. Dieser Beweis entspricht in gewissem

Sinne dem von Kant so genannten kosmologischen Beweise, der ja

sozusagen aus dem bloßen Sein der Welt und dessen kategorialer

Ordnung geführt wird. Während der kosmologische Beweis aber

das ursächliche Gefüge voraussetzt (oder sich wenigstens in dem

Ursächlichkeitsbegriffe befangen zeigt) und daher auf der endlichen

Ebene verbleibt und sein Ziel nicht erreicht, bietet das ganzheitliche

Gefüge des Seins wohl die Möglichkeit, das Ziel zu erreichen.

2.

Der Beweis aus dem Denken überhaupt oder dem Begriffe Got-

tes insbesondere. Dieser Beweis wurde von Kant der ontologische

genannt, er könnte aber besser der logische genannt werden, denn er

beweist aus der Natur des Wissens.

3.

Der Beweis aus dem Bestehen des Gottesgedankens und der

Übereinstimmung der Völker. Dieser wurde oben bereits geführt

1

und wird im folgenden nicht mehr erwähnt werden. Er hat eine

dreifache Form, indem er (a) den Gottesgedanken im Denken, (b)

im Gemüte und (c) in der Kunst zum Zeugnisse dafür nimmt, daß

unser Geist wirklich die Mittel dafür haben muß, das Über-Endliche

zu denken, was nicht möglich wäre, wenn er nur endliche Bestand-

teile in sich hätte, wie oben ausgeführt wurde

2

.

4.

Ergänzende Gottesbeweise. Ist einmal gezeigt, daß es / Über-

Endliches im Sein und Denken gibt, dann ist der Möglichkeiten,

1

Siehe oben S. 144 ff.

2

Siehe oben S. 147 ff.