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Verräumlichung denkbar wäre, niemals in einem Ausfließen in den
Raum. Für eine solche Vorstellung fehlt uns jede Möglichkeit; sie
zu vollziehen, fehlen uns Worte und Denkwege.
Wie man es auch drehe und wende: Weder vom Denken noch
vom sinnlich-vegetativen Leben (dieser einfachsten Form des Be-
wußtseins als eines Sich-auf-sich-selbst-Beziehens und Bei-sich-selbst-
Bleibens) führt ein Weg zur Verräumlichung oder Verstofflichung
des Geistes. Das Wort von der „Materialisation“, von der „Ver-
körperung“, der „Verleiblichung“ und „Verstofflichung“ des Gei-
stes ist ein leeres Wort, das unmöglich und in keiner Weise zu Ende
gedacht werden kann.
Steht nun fest, daß die Seinsordnungen Geist und Stoff nicht als
genetische Stufenfolge begriffen werden können, da / Stoff aus
Geist niemals entstehen kann, so müssen sie g l e i c h u r -
s p r ü n g l i c h sein. In Wahrheit, der liebe Gott hat nichts in der
Welt zu seinem Fußschemel gemacht. „Nichts ist nur Mitte, nichts
ist nur Umkreis“, so lehrt unsere „Kategorienlehre“
1
. Nicht nur
für das Gefüge i n n e r h a l b der Seinsordnungen ist die Mit-
Ausgegliedertheit oder Gezweiung maßgebend; sie ist es auch für
das Gesamtgefüge der Welt, sie ist es auch für das Verhältnis der
Seinsordnungen untereinander! Nicht eine absteigende Stufenleiter,
sondern ein Miteinander, eine G e z w e i u n g muß es darum sein,
die das Bild der Welt kennzeichnet. Statt der absteigenden Ebenen,
wie sie oben nach Plotin zeichnerisch nachgebildet wurden
2
, haben
wir vielmehr das Grundbild der Gezweiung überhaupt:
Die ausgliedernde Urmitte, der Schöpfer, der nicht selbst erscheint.
Das stofflich-räumliche Wesens-
Das rein geistige Wesensreich
reich, in sich selbst nach Art der
oder die Ideenwelt, in sich selbst
Mitausgliederung geordnet.
nach Art der Mitausgliederung ge-
ordnet.
1
Siehe oben S. 44 f.
2
Siehe oben S. 170.