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thesis, der angeblich im geistigen Setzungsgange liegen soll, anzu-
fechten
1
; und zweitens ist die fast ausschließliche Bestimmung des
Geistes als „Selbstunterscheidung vom Gegenstande“, als einfacher
Gegensatz von Ich und Gegenstand, Subjekt und Objekt im Rahmen
seiner Selbstsetzung bei Fichte, ferner auch der Begriff / des „Bei-
sichselbstseins“ bei Hegel zu überprüfen. Gerade durch die „Selbst-
unterscheidung“ wird der Geist allzusehr Selbst-Bewußtsein, zu sehr
bloß Denken und Wissen. Gegen den Willen seiner Urheber kommt
so wieder eine allzu r a t i o n a l i s t i s c h e Auffassung in die
Geisteslehre. Ferner wird durch die Alleinherrschaft der Selbstunter-
scheidung des Geistes von seinem Gegenstande der innere Aufbau
des Geistes allzu einfach. Der Geist macht nun zwar eine erhabene
innere Geschichte durch in seinen Setzungs-Schritten, wie dies in
Hegels genialer „Phänomenologie“ des Geistes darzustellen versucht
wurde; aber diese Schritte sind alle zuletzt Selbstunterscheidungs-
schritte und zielen daher immer wieder auf das Wissen ab. Es fehlt
an der nötigen Ursprünglichkeit in der inneren Gliederung, an der
ursprünglichen inneren Schichtung des Geistes.
1
Worüber unten S. 291 ff. mehr.