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Ganzheit rückverbunden (selbfremd). Nur durch diese Rückverbun-
denheit ist die Voraussetzung dafür gegeben, daß die ausgliedernde
Ganzheit zum „Ich“, zum „Bewußtsein“ werden kann. Erst indem
das Ausgegliederte im Geiste selbst rückverbunden bleibt, wird die
Selbstsetzung zum Bei-sich-selbst-Sein, und erst dieses begründet die
Ich-Form oder Subjektivität. Das Ich- B e w u ß t s e i n ist aber da-
mit noch nicht ohne weiteres einerlei. Es wird begründet: (a) durch
die eben genannte Form des In-sich-selbst-Zurückbezogenseins,
durch Rückverbindung; (b) durch den „actus purus“, der zu jener
Selbstbezogenheit oder Subjektivität, als zu einer bloßen Einheits-
grundlage noch hinzukommen muß. Actus purus heißt: das Ge-
setzte wird selbst wieder setzend, der G e d a n k e d e n k t
w i e d e r
1
, (c) Endlich führt die Rückverbundenheit auch zum
Schauen. Die Selbstsetzung allein würde das Schauen nicht ermög-
lichen. Doch kann dies erst später erklärt werden
2
.
B.
S t u f e n b a u u n d G e z w e i u n g
Die Rückverbundenheit der Glieder im Subjekte des Geistes
schließt schon den „Stufenbau“ des Ganzen (1) durch seine Unter-
ganzen (2) hindurch zu seinen Gliedern (3) in sich. — Noch wesent-
licher ist, daß das Subjekt selber wieder Glied (Unterstufe) höherer
Ganzheiten (höherer Stufen) ist. Dies folgt aus dem Begriffe der
Gezweiung. Indem das Subjekt A nur als Mit-Ausgegliedertes be-
stehen kann und jede seiner Setzungen nur durch Mit-dabei-Sein
eines anderen geistigen Subjektes B begriffen werden kann, sind so-
wohl A wie B Glieder einer höheren geistigen Gesamtganzheit
(z. B. Staat und Kirche). Wir nennen sie überindividuelle geistige
Ganzheit oder mit einem alten Hegelischen / Worte „objektiver
Geist“. (Das r i c h t i g e Enthaltensein im objektiven Geiste nann-
ten wir „Mitte-Wendigkeit“
3
.) D i e s e s E n t h a l t e n s e i n i m
G l i e d e r b a u d e s o b j e k t i v e n G e i s t e s , das durch
1
Wie wir oben S. 8o f. bemerklich machten.
2
Siehe unten S. 207 ff.
3
Siehe oben S. 44 f. und mein Buch: Kategorienlehre, 2. Aufl., Jena 1939,
S. 260 ff.