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hin, sondern das elektro-magnetische Feld und die Korpuskeln

selbst erscheinen nur noch als das „felderregende Agens“

1

. Hier ist

Kontinuitäts- und Atomtheorie widerspruchsvoll beisammen. Und

daß dieser Zwitterzustand in der modernen Physik nicht bleiben

kann, liegt klar am Tage

2

.

Noch greller ist der Widerspruch bei Einstein, der einerseits den Raum durch

das Gravitationsfeld erst gebildet werden läßt, andererseits doch Atome an-

nimmt. Wie kann aber der stetige Raum Diskretes, wie kann er Atome bilden?

Auch die ungleich bestimmendere Rolle, die der Äther in den neueren Theorien

als „Welt-Untergrund“ für die Bildung der Materie erhält, bezeugt einen Misch-

zustand der Theorie, / welche atomistische und nichtatomistische Bestandteile

in widerspruchsvoller Weise enthält.

Im übrigen verweisen wir für die Geschichte der Atomistik und ihre Stellung

in der heutigen Physik auf die angeführte Arbeit von Erwin Lohr.

Grundsätzlich haben wir zur Kritik aller Atomistik zu sagen, daß

ihre Begriffe widerspruchsvoll und in den philosophischen Folge-

rungen unannehmbar sind.

1.

Indem die Atomistik den leeren Raum annimmt, worin die

Atome sein sollen, setzt sie schon einen widerspruchsvollen Begriff.

Denn das schlechthin Leere ist schon an und für sich ein Unbegriff:

Was Nichts oder leer ist, ist auch nicht.

2.

Indem jede Atomistik das Atom als ein für sich selbst und von

sich selbst seiendes Etwas denkt, leugnet sie notwendig das eigene

Dasein der Naturwesen oder Dinge. Denn nicht eigentlich die Na-

turdinge bestehen dann — sondern wirklich sind einzig und allein

die Atome (oder ihre Korpuskeln — die ja bei der sogenannten

„Atomzertrümmerung“ als Atom-Leichen in den leeren Raum hin-

ausgeschleudert werden sollen!!). Die stoffliche Welt, ihre Dinge und

Eigenschaften, entstünden nach dieser Wahnvorstellung durch Zu-

sammentreten und Auseinandertreten der Atome, also wären die

Dinge selbst nichts, wäre die Welt als Ganzes nichts.

3.

Insofern die Atomistik ihre letzten Teilchen als in sich selbst

unveränderlich und in sich selbst homogen denkt, denkt sie sie

auch notwendig als etwas schlechthin Totes. Das tote Sein als die

1

Vgl. Hermann Weyl: Was ist Materie?, Berlin 1924, S. 48 ff. und 54.

2

Von da aus ist die jüngst von Schrödinger vollzogene Wendung zur „Wel-

lenmechanik“ zu verstehen, welche bereits vom Feldkontinuum als dem Ersten

ausgeht und die Korpuskeln als „Interferenzen“ davon ableiten will. Folgerichtig

gedacht, könnte es sich allerdings nicht mehr um „Korpuskeln“ handeln.