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Vorstellung als „Arbeitshypothese“ bis zu einem gewissen Grade
brauchbar erwiesen habe, ist allerdings nicht ganz unrichtig. Man
muß aber, bevor man sich bei diesem / Schlagworte beruhigt, fra-
gen, was „Arbeitshypothese“ heißt? Das heißt nicht, daß sie eine
Annahme ist, die durch die Tatsachen g r u n d s ä t z l i c h auf-
gezwungen worden wäre; sondern es heißt nur, daß g e w i s s e
Tatsachen des Anorganischen auf eine solche Unterstellung hinwie-
sen. Man kann zum Beispiel einen Stab zerbrechen, die Stücke wie-
der zerbrechen usw. — das weist auf den Begriff verhältnismäßig
selbständiger Teile hin. Mit diesem kann man auch arbeiten. Weist
es aber auf den Begriff absolut selbständiger Ur-Teilchen hin? Nein,
das wäre ein falsches Zu-Ende-Denken des Teilens, das den großen
Naturzusammenhang übersieht. — Darum kam in der Geschichte
der Physik immer wieder ein Punkt, wo es mit der Atomistik nicht
mehr weiter ging. Das beweist unter anderem die sogenannte
„phänomenologische Richtung“ in der neuesten Physik, und das be-
wiesen früher die unaufhörlichen Versuche, sich von der atomisti-
schen Annahme loszumachen
1
. Also nicht rein sachlich im Gange
der Tatsachenforschung war und ist die atomistische „Arbeits-
hypothese“ begründet. Die N a t u r f o r s c h e r g l a u b e n z u
s c h i e b e n u n d w e r d e n g e s c h o b e n . Sie glaubten,
aus rein tatsächlichen Gesichtspunkten zu erklären, erklärten aber
aus den materialistischen Gesichtspunkten und dem materialisti-
schen Geiste, den ihnen die Bildung ihrer Zeit aufdrängte. So ent-
stand aus der Aufklärung und ihrer materialistischen Philosophie
heraus das Weltbild der sogenannten klassischen Mechanik, welche
das Furchtbare unternahm, die große, erhabene Natur aus der Be-
wegung unveränderlich toter Teilchen im leeren Raume abzuleiten.
Daß eine solche wesens- und lebenswidrige Auffassung nicht durch
die Tatsachen notwendig gefordert war, sondern aus den materia-
listischen Bestrebungen jener Zeit heraus erfolgte, wird man heute,
wo dieses Weltbild der „klassischen Mechanik“ in Hauptpunkten
erschüttert ist, wohl zugeben müssen.
/
(Dynamischer Begriff und Durchdringlichkeit der Materie, „jedes Atom erstreckt
sich sozusagen durch das ganze Sonnensystem“); ferner S. 52 ff. und öfter.
1
Vgl. die geschichtliche Darstellung bei Ernst Mach: Die Mechanik in ihrer
Entwicklung, 9. Aufl., Leipzig 1933.