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sophisch, wodurch sie Späteres, das erst in einem eigenen Bande, in

der „Gesellschaftsphilosophie“, zu behandeln ist, vorwegnehmen.

A. Z e i t i s t n u r d u r c h Z e i t l o s e s m ö g l i c h

Jeder tiefere Begriff der Zeit muß sich auf die Einsicht gründen:

daß Zeit nur möglich sei durch Zeitloses. Wir haben diesen Satz

schon in der „Kategorienlehre“ als einfache Folgerung aus dem

Begriffe der Setzung der Glieder in der Ganzheit, dem Begriffe der

Ausgliederung und Umgliederung, nachge- / wiesen, sowie aus

dem anderen, im Begriffe der Ausgliederung enthaltenen Satze:

„Das Ganze ist vor dem Teile“, das heißt aus dem Vorrange der

(zeitlosen) Einheit vor der ablaufenden Vielheit der Teile. Hier

liegt uns aber der Nachweis im rein ontologischen Sinne ob.

Die Zeit gehört nicht nur der stofflichen, sie gehört auch der gei-

stigen Seinsordnung an. Nicht nur die Bewegung im Raume, auch

die geistige Bewegung, das Denken, verläuft in der Zeit. Während

der Geist sich nicht verräumlicht, gliedert er sich doch zeitlich aus.

D a r u m k a n n d e r M e n s c h d a s W e s e n d e r Z e i t

b e g r e i f e n , d a s d e s R a u m e s n i c h t . Beobachten wir

unser eigenes Geistesleben in seiner zeitlichen Ausgliederungsweise,

so finden wir: daß die Zeit nicht ein mechanisches Nacheinander

von Setzungen ist, sondern daß die Ganzheit (das Ich), indem sie

ihre Ausgliederung in der Zeit durchführt, das heißt sich umglie-

dert, immer sie selbst bleibt, daß sie als das Beharrende im Wechsel,

als das Beharrende im Verlaufe der Umgliederung besteht. „Um-

gliederung“ schließt aber auch schon dadurch, daß sie einen s i n n -

v o l l e n Zusammenhang darstellt, jede bloß mechanische Anein-

anderreihung aus.

Wodurch ist der Unterschied von Ausgliederung und Umgliede-

rung gekennzeichnet? Die Ganzheit gliedert sich (systematisch) aus

— diese Ausgliederung ist aber nicht endgültig; sondern die Ganz-

heit nimmt sich fortwährend zurück und gliedert sich fortwährend

neu aus, sie gliedert sich um

1

. Dieses „Neu“ ist aber nicht etwa eine

versteckte Einführung des Zeitbegriffes, des Nacheinander, vielmehr

1

Siehe oben S. 40 f. und meine Kategorienlehre, 2. Aufl., Jena 1939, S. 197 ff.