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341

B. E w i g k e i t

Der Satz, daß Zeit nur auf dem Grunde des Zeitlosen möglich ist,

läßt sich von der Natur der Ganzheit aus vollkommen begründen.

Begreift man was es heißt, daß die Ganzheit nicht in ihrer Ausglie-

derung und Umgliederung untergeht, so hat man auch das Zeitlose

in der Zeit begriffen. Aber den lebendigen Eindruck ergibt jener

Satz erst, wenn man sich auch klarmacht, daß Ewigkeit nicht eine

Verneinung der Zeit ist oder auch nicht eine endlose Dauer der

Zeit. Die Z e i t m u ß v i e l m e h r a l s e i n Z u w e n i g a n

A u s g l i e d e r u n g s k r a f t d e r G a n z h e i t , gleichsam als

eine Abschwächung begriffen werden, da Umgliederung nur nötig

ist, weil die Ganzheit in einer einzigen systematischen Ausgliede-

rung sich nicht Genüge tut und erreicht. Wäre die Ganzheit lau-

tere Wirklichkeit (actus purus), dann müßte sie alles in einem Nu zu

setzen vermögen, dann müßte sie all die lebendige Mannigfaltigkeit

ihrer Glieder in einer einzigen, überall in sich selbst verbundenen

Gesamt-Ausgliederungs-Tat zu setzen vermögen — in einem ein-

zigen „ewig grünenden und blühenden Nun“, wie die deutschen

Mystiker von Gott sagten. Dann wäre keine Zeit, sondern Ewigkeit.

Ewigkeit darum, das wiederholen wir, ist nicht eine unendlich

lange Zeit, noch das Stillestehen, das Gegenteil von Zeit, sondern

der I n b e g r i f f aller Zeit, da diese geformt zu denken ist, nicht

als endlos fortgehendes Aneinanderreihen (das wäre sinnlos und

ergäbe unendlich lange Zeit = leere Zeit, wie Hegel sagte). Ewigkeit

ist Überzeitlichkeit, ist ungeteilte / Einheit, ist Erkennen und Er-

leben des gesamten Ausgliederungsinhaltes, zuletzt der Welt, in

e i n e m Blicke. (Wie wohl Ertrinkende in einem Blicke ihr ganzes

Leben überschauen.) Die Ewigkeit, weit entfernt, eine in das Un-

endliche fortgesetzte Zeit zu sein, ist vielmehr etwas wesentlich an-

deres: die Wurzel aller Zeit, das Eins im Vielen, das Nun in allen

Augenblicken.

So lehrte die echte metaphysische Philosophie aller Zeiten, so

lehrte die Mystik aller Zeiten.

Die Ewigkeit als das Zeitlose in der wirklich von uns erfahrenen

Zeit und als die Wurzel aller Zeit ist in einer einfachen Anschauung

nicht zu fassen, da der Mensch das Verhältnis Gottes zur Welt

nicht erschöpfen kann. Aber in gewissem Belange, und das ist ein