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mende enthalten, es ist in der Ausführung stets mit dabei — es ist
als Z e i t l o s e s a m G r u n d e d e s Z e i t l i c h e n . Könn-
ten aber die Verfasser der Gesetze, Kriegseinrichtungen, Lehrpläne
das, was die Gerichtstätigen, die Krieger, die Schüler und Studen-
ten in der Länge der Zeit tun, wie in e i n e m e i n z i g e n
b l i t z a r t i g e n G e s a m t a k t e alle ihre Beteiligten und
Zöglinge tun lassen, ähnlich etwa, wie man eine lange Schlußkette,
statt mühsam Schritt für Schritt vorzugehen, blitzartig in einer
einzigen Schau überblickt — könnten auf dieselbe Weise der Staats-
mann, der Feldherr, die Schulmänner, die Eltern ihren Ausgliede-
rungswillen blitzartig und intuitiv auf die Rechtstätigen, auf die
Krieger und Schüler übertragen: d a n n w ä r e a n d i e S t e l l e
e i n e r j a h r z e h n t e l a n g e n
U m g l i e d e r u n g i n
d e r Z e i t d i e F ü l l e e i n e r e i n z i g e n z e i t l o s e n
A u s - / g l i e d e r u n g g e t r e t e n . Dann wäre die zeitlose
Einheit und in diesem Sinne die Ewigkeit, nicht nur in der ausglie-
dernden höheren Stufe, sondern auch in der ausgegliederten niede-
ren Stufe. Diese Krieger und Schüler wären dann blitzartig, in
einem einzigen Nun, um all das reicher geworden, was sie sonst um
Jahre „älter“ macht, gleichsam wie ein Mensch im Elfenreiche einen
Tag verlebt, während in seiner Heimat hundert Jahre vergangen
sind. (Ludwig Tieck: „Die Elfen“, — Der Mönch von Heisterbach!).
Es ist keine Sage, die Ewigkeit ist schon hienieden zu finden, sie
waltet mitten in der Zeit und ist die sprießende Wurzel der Zeit.
Nun lichtet sich auch das Platonische Wort von der Zeit als einem
„Bilde der Ewigkeit“, einem Sinnbilde. Dieses Wort ist kein poeti-
scher Vergleich, sondern eine strenge Erkenntnis. Es sagt, daß im
Stufenbau der Ganzheiten und ihrer Umgliederung das Zeitlos-
Ewige schon überall beziehungsweise da ist, und darum das Zeitliche
überall Ewiges abbildet, versinnbildet
1
. Darum auch findet sich
die Bestimmung der Zeit als „Bild der Ewigkeit“ in allen tiefen
metaphysischen Lehrgebäuden der Geschichte zuletzt wieder.
1
Vgl. Platon: Timaios, übersetzt von Otto Apelt, Leipzig 1919, 37 B (= Phi-
losophische Bibliothek, Bd 179); Staat, 529 D, Platons Staatsschriften, griechisch
und deutsch, herausgegeben von Wilhelm Andreae, Teil 2: Staat, Jena 1925,
S. 579 (= Die Herdflamme, Bd 6).