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C. Die Ü b e r w i n d l i c h k e i t d e r Z e i t

Steht es auf diese Weise mit der Zeit, nämlich als um etwas schon

hienieden nur Verhältnismäßigem, dann verstehen wir auch, daß die

Zeit nicht ganz unüberwindlich ist. Wir vermögen die Zeit überall

dort zu überwinden, wo wir den schrittweisen (diskursiven) Um-

gliederungszusammenhang in einen einzigen Ausgliederungsgang

zusammenzufassen und wiederherzustellen vermögen; wie es uns

das obige Beispiel der Schlußkette klarmacht, die wir statt schritt-

weiser Folgerung mit / einem einzigen verstehenden Blicke, mit

einer einzigen „Intuition“, vollziehen können; wie es uns aber auch

schon jede einfache „Erinnerung“ lehrt. In der Erinnerung wird

Vergangenes gegenwärtig (wenn es allerdings auch nur in der Form

von Vergangenheit Gegenwart wird), wird also eine gewisse Einheit

der Zeit hergestellt, in der Erinnerung wird Zeitliches in diesem

Sinne zeitlos. In der sogenannten Vorahnung und im sogenannten

zweiten Gesichte wird die Zukunft Gegenwart, und zwar in der

Ahnung als Zukunft, im zweiten Gesicht jedoch als Gegenwart!

Im inneren Schauen, in Erinnerung und Vorahnung überwinden

wir die Zeit in uns selbst. Es ist die Magie der Erinnerung und der

Vorahnung, daß in ihr Zeitliches in das Zeitlose erhoben wird und

daß sie von der Ewigkeit ein Zeugnis gibt.

Aber schon jede einfache Betrachtung eigener Gedanken (die Re-

flexion) ist ein Ineinandersetzen der zeitlich getrennt gewesenen

Gedanken, ist ein Unzeitlichmachen derselben.

Je vollkommener die Kreatur, um so mehr faßt sie in einer gei-

stigen Handlung des Schaffens zusammen, um so weniger zeitlich,

um so weniger zerstückelt ist ihr Dasein. Und was für höhere Aus-

gliederungsstufen noch Zeit, erscheint für die niedere Ausgliede-

rungsstufe schon wie Ewigkeit, nämlich als Einheit (wie die obigen

Beispiele von Eltern und Schülern und so fort lehren). So gibt es

auch einen Stufenbau der Zeitlichkeit und der Ewigkeit. Hier ist

der Punkt, von wo aus die Frage nach der sogenannten R e l a -

t i v i t ä t d e r Z e i t beantwortet werden kann

1

.

1

Siehe dazu noch unten S. 352 f. am Schluß dieses Abschnittes.