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nein!, das V e r g a n g e n e u n d d a s Z u k ü n f t i g e s i n d

m i t w i r k l i c h i n d e r G e g e n w a r t . Und / zwar ist die

jeweils ganze Vergangenheit mitwirklich in jeder Gegenwart, weil

sie deren Grundlage ist (in dem Schüler der zweiten Klasse ist seine

ganze Vergangenheit Grundlage des gegenwärtigen Lernens); und

die Zukunft ist als ganze mit-dabei in jeder Gegenwart, allerdings

nur soweit sie im jeweiligen Umgliederungszusammenhange vor-

weggenommen wird. Zum Beispiel ist die Zukunft des Schülers nur

so weit vorweggenommen, als der Lehrplan reicht, also etwa bis

zum vierzehnten Jahre beim Volksschüler oder bis zum vierund-

zwanzigsten Jahre beim Hochschüler. — Bezeichnen wir die Art

des Wirklichkeit-Seins der Vergangenheit in der Gegenwart als

„Grund machend“ für diese Gegenwart (ähnlich wie der erste Vor-

dersatz in jedem folgenden Schluß der Schlußkette Grund machend

ist, die sonst, wenn jener Vordersatz als Grundlage fehlte, in sich

„zusammenbräche“); und bezeichnen wir die Art, wie die Zukunft

an der Gegenwart teilnimmt, nämlich wie das ferne Ziel schon in

jeder vorherigen Handlung dabei ist, als sich-einbildende oder vor-

gegenwärtige, so kommen wir zu folgendem Ergebnisse:

Der Augenschein täuscht, wonach jeweils nur die Gegenwart

wirklich wäre. Wäre nur die Gegenwart allein wirklich, so zerfiele

der Umgliederungszusammenhang und damit die Zeit selbst. Wenn

die Abschnitte der Zeit nicht aufeinander wesenhaftesten Bezug

hätten, wäre sie keine „Zeit“ mehr (wie wir denn annähernd von

einem „gebrochenen Dasein“ sprechen). Gegenwart ist nur dadurch

wirklich, nämlich nur dadurch ein Zeitglied, daß in ihr die Ver-

gangenheit als Grund machende Mitwirklichkeit e n t h a l t e n

und ferner nur dadurch wirklich, daß in ihr auch die Zukunft (oder

irgend etwas Zukünftiges) als zielgebende, als vorgegenwärtige Mit-

wirklichkeit e n t h a l t e n ist. Unterscheiden wir diese notwen-

dige „Mitwirklichkeit“ oder Enthaltenheit der Vergangenheit und

der Zukunft als „mittelbare“ oder „vermittelte“ Wirklichkeit (weil

sich Vergangenheit / und Zukunft nicht unmittelbar, sondern nur

v e r m i t t e l s der jeweiligen Gegenwart kundtun) von der Ge-

genwart als der „vermittelnden“ Wirklichkeit (weil sie es ist, die

Vergangenheit und Zukunft jeweils vermittelt und trägt) oder un-

mittelbaren Wirklichkeit, so gilt:

Es ist n i c h t r i c h t i g , d a ß n u r d i e G e g e n w a r t