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die das Dreieck errichtet, die den Kreis errichtet, und sie bleibt in
den „Sätzen“ nur sich selbst als in ihren eigenen Entwürfen treu. —
Ähnlich verhält es sich ja auch bei den Z a h l e n . Nachdem der
Verstand die Zahlenreihe selbst aus Denksetzungen (Zeitschritten
an sich, Ausgliederungsschritten an sich) aufbaute, zum Beispiel 4
aus 2 und 2, erkennt er die inneren Verhältnisse dieser Setzungen
als in sich selbst beruhend und begründet.
Aber alle diese Setzungen sind nichts bloß Subjektives, sondern in
der Wirklichkeit vorgezeichnet. Daß sie als räumliche viel klarer
und systematischer sind als andere — dieser Vorzug der Raum-
anschauung vor den anderen sinnlichen Anschauungen (zum Beispiel
Farbe, Wärme) ergibt sich uns ungezwungen aus der Erwägung,
daß sich a l l e Natureigenschaften (Qualitäten) verräumlichen. In
die besonderen Natureigenschaften haben wir keine Einsichtigkeit,
in die allgemeinste / aber, den Raum, haben wir sie, und zwar in
dem früher festgestellten Sinne.
VIII. Die Endlichkeit des Raumes
Aus der Gegliedertheit des Raumes folgt die Endlichkeit des Rau-
mes. Denn alles Gegliederte, alles, was Gestalt hat, ist endlich. Die
Endlichkeit des Raumes entspricht der Endlichkeit der Zeit
1
.
Aus dem Begriffe der Gliederung und Gestalt folgt die Endlich-
keit des Raumes deshalb notwendig, weil alle Gestalt bestimmt ist,
daher nicht nur die Einzelgestalt der Einzelräumlichkeit, sondern
auch die Gesamtgestalt des Gesamtraumes bestimmt und das heißt
endlich ist, nicht unbestimmt, endlos. — Ferner folgt die Endlich-
keit aus der Einheit der Einzelräume oder Raumglieder. In dieser
Einheit liegt wieder die Bestimmtheit, die Endlichkeit, liegt wieder
Gestalt. Denkt man den Raum leer und schlechthin subjektlos,
dann und nur dann wird man zu der Grenzenlosigkeit und End-
losigkeit hingedrängt. Aber dies sind eben die schlechten Ausgangs-
punkte für alles tiefere Raumdenken, wie aus dem früher Gesagten
hervorgeht.
1
Siehe oben S. 352 ff.