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nis grundsätzlich nicht ganz erklären kann! Denn die Wissenschaft

besteht nicht ausschließlich aus dem Allgemeinbegriff, wie die Logik,

Aristoteles folgend, so lange annahm. Ja es ist entscheidend: daß

das A l l g e m e i n e , d i e G a t t u n g , g a r n i c h t a n d e r s

d e n n i n d i v i d u e l l g e d a c h t w e r d e n k a n n , denn

die Gattungen und Arten sind in ihrem Stufenbau ebenso be-

stimmte, einzigartige Wesen wie die letzten Glieder, die Individuen

selbst. Darum kann umgekehrt das Individuum nur als G l i e d

einer höheren Ganzheit, einer Gattung gedacht werden, das heißt

innerhalb eines umfassenderen Allgemeinen. Wenn aber das Allge-

meine nur individuell, das Individuum nur allgemein gedacht wer-

den kann, dann darf auch nicht von einem Allgemeinbegriffe an

sich und einem Individualbegriffe an sich geredet werden. Vielmehr

enthält jeder Begriff beide Elemente polar in sich. Allgemeinheit

und Einzelheit erscheinen auf jeder Stufe der Ganzheit, aber in ver-

schiedener Weise. Jede Stufe, auch die letzte, ist nur dadurch das

einzige, individuelle Glied, daß es Glied einer Ganzheit, also allge-

mein bestimmt ist.

Von hier aus wird das G e s c h i c h t l i c h e in aller Wissenschaft ver-

ständlich. Jedoch können wir in diesem Zusammenhange darauf nicht eingehen. /

f.

Möglichkeit und Wirklichkeit

Nicht um eine Schwierigkeit, sondern um einen Erfolg der Ideen-

lehre handelt es sich in den Begriffen der Möglichkeit und Wirk-

lichkeit, auf die hier nur der Vollständigkeit wegen kurz hinge-

wiesen sei. Diese Begriffe wurden von Aristoteles zu einem Lehr-

stücke ausgebildet, das in seinen Grundgedanken für immer Be-

standteil jeder echten Ontologie bleiben wird.

Platon stellt die Idee als das wahrhaft Seiende dem Erscheinenden, der Sin-

nenwelt gegenüber

1

. Aber die Idee in ihrem idealen Sein ist zugleich die aktive

M ö g l i c h k e i t

(δύναμις)

„zu leiden und zu wirken“ und allgemein in der

Sinnenwelt zur W i r k l i c h k e i t zu werden

2

. Bei Aristoteles trifft das sinn-

liche Sein als Tätigkeit

(ένέργεια,

actus) der bloßen Möglichkeit

(δύναμις,

poten-

tia) gegenüber. Das Sein nach Möglichkeit ist auch ein Sein, aber noch kein wirk-

sames, kein aktuelles, es ist noch nicht actus. Das Noch-nicht-wirklich-Sein jenes

idealen Seins oder die Möglichkeit ist darum doch kein Nicht-Sein (nichts Seien-

1

Zum Beispiel Platon: Staat, 509 d ff.

a

Platon: Sophistes, 247 e; 248 c [205 b, 219 b (aus dem

,

μή όν

in das

όν

)];

Philebos, 53 e ff.