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ihm vorgefunden als das unruhig Bewegte, als Chaos. Im „Timaios“ und im „Phile-

bos“ werden die vier Anfänge (Prinzipien) der sinnfälligen Welt behandelt. Im

„Timaios“ ist es: (1) der Demiurg; (2) die Ideenwelt (das Unteilbare); (3) das Ge-

mischte (die Erscheinungswelt); (4) das Geteilte (das

θ

άτερον μεριστό

ν,

was un-

möglich der leere Raum sein kann!). — Im „Philebos“ ist es entsprechend: (1) die

Ursache der Mischung

(

αιτία τής μίξεως

,

die Idee des Guten); (2) die Grenze

(

πέρα

,

die Idee); (3) das Gemischte (Ding); (4) das Unbegrenzte,

άπειρον

,

das Ungestaltete, die Materie, die auch als das Große und Kleine

(

μέγα και μικρόν

)

bestimmt wird.

Wir sehen bei Platon den Stoff, wie immer seine rein ontologische

und metaphysische Stellung zu fassen sei (ob ursprünglich neben

Gott, ob als das Böse und so weiter), als ein verhältnismäßig Nicht-

Seiendes,

μή όν,

wie im „Staat“ und an anderen Stellen ausdrücklich

gesagt wird; und damit ferner als einen bloßen Inbegriff von Mög-

lichkeiten der Formung durch die Idee aufgefaßt (nach dem Bei-

spiele eines Marmorblockes, in dem der Möglichkeit nach die Statue

enthalten ist). Der Stoff ist in diesem Sinne stets ein Gestaltloses,

ein

άπειρον,

ein Unbegrenztes und Nicht-Seiendes; die Idee verhält

sich ihr gegenüber als das Gestaltgebende, Begrenzende und damit

als das Wesengebende. Die Dinge, die Erscheinungswelt, sind nun

das Gemischte, sie sind darum weder reines Sein noch reines Nicht-

Sein, sondern zwischen beiden. — Der Stoff leistet aber bei diesem

Begrenzt- und Gestaltet-Werden verschiedenen Widerstand und

darum, so lautet Platons Gedankengang, können die Ideen nur

unvollkommen verwirklicht werden. So ist das I n d i v i d u e l l e

zu erklären

1

.

Dazu ist zu bemerken: erstens, daß hier eine Ableitung des Sinn-

lichen, des Veränderlichen, nicht gegeben ist, denn die Materie ist an

sich weder sinnlich noch unsinnlich, sondern überhaupt noch nichts

Bestimmtes; und zweitens, daß das Indivi- / duelle und Beson-

dere lediglich als eine Unvollkommenheit, sonach als das schlechthin

Hinfällige erklärt wird, was als ein unbehebbarer Mangel des Sy-

stems erscheint. — Die weitere Frage, warum sich die Ideen über-

haupt materialisieren, warum sie herabsteigen, ist damit ebenfalls

nicht beantwortet, es wäre denn der Abfall

2

, was freilich keine

1

Vgl. (vom Obigen zum Teil abweichend) Erich Frank: Plato und die soge-

nannten Pythagoräer, Halle 1923, S. 111 ff. und 115 ff.

2

Platon: Phaidros. — Richtig sagt Eduard Zeller (Die Philosophie der Grie-

chen in ihrer geschichtlichen Entwicklung, Teil 2, Abt. 2, 4. Aufl., Leipzig 1921,

S 750), daß die S i n n l i c h k e i t auch durch einen Abfall der Idee nicht zu