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aus dem Grunde, weil fast alle Schulen und Verfasser auf indivi-

dualistischem Standpunkte stehen — ohne sich dessen klar bewußt

zu sein!

/

Wie sehr in Wahrheit alle großen Fragen der Gesellschaftslehre,

Staatslehre, Rechtslehre, Volkswirtschaftslehre, Völkerkunde, Stati-

stik, Geschichte zuletzt von der individualistischen oder universali-

stischen Grundeinstellung der Untersuchung abhängig sind, zeigt

ein Blick auf die Entscheidungen, auf die s y s t e m t r a g e n d e n

B e g r i f f e jeder Gesellschaftswissenschaft. Auf die systemtragen-

den Begriffe kommt es allein an, nicht auf nachträgliche Milderun-

gen und Mischungen. Wenn z. B. in einer Staatslehre die Bildung

des Staatswillens, wenn die Bildung des Rechtes als Summierung des

Willens Einzelner aufgefaßt wird, dann wird der Staat individuali-

stisch erklärt; wenn der Vertrag als Übereinstimmung des Willens

der Einzelnen erscheint, wird er individualistisch erklärt (univer-

salistisch ist er die Eingliederung in ein gemeinsames Höheres);

überall ferner, wo das Recht als „heteronom“, die Moral als „auto-

nom“ (für den Einzelnen) erscheint, wird die Gesellschaft indivi-

dualistisch erklärt. Denn nun ist das autarke Individuum nur in

sich selbst moralisch bestimmt, die Gesellschaft bloß ein äußeres

Vertragsgebilde, das darum mit äußeren, mit „heteronomen“ Ge-

boten an den Einzelnen herantritt. Ebenso deutlich zeigt sich die

individualistische und universalistische Grundfassung in den Haupt-

fragen der Volkswirtschaftslehre: ob der „Verkehr“ der Einzelnen

(das Zusammentreffen der Wirtschafter auf dem Markte) als die

Grunderscheinung aller Wirtschaft angesehen wird, oder die Aus-

gliederung des Ganzen der Wirtschaft in den Gliederbau der Lei-

stungen; ob ferner „freier Wettbewerb“ oder „organisierte Wirt-

schaft“ als das der Wirtschaft Wesensgemäße betrachtet wird; ob

Freihandel oder Schutzzoll; ob Selbsthilfe des Individuums oder

Sozialpolitik; ob metallistische oder nichtmetallistische Gelderklä-

rung; ob Wert und Preis aus individueller Wertschätzung oder aus

dem Gliederbaue der Wirtschaft zu erklären sind und dem Wesen

der wirtschaftlichen Vorgänge entsprechen — alle diese und viele

andere Entscheidungen hängen durchaus von der individualistischen

oder universalistischen Einstellung der Untersuchung ab. Eben

ich auf meine Abhandlung: Ein Wort an meine Gegner auf dem Wiener Soziolo-

gentage, in: Kölner Vierteljahrshefte für Soziologie, Jg 6, Heft 4, München 1927.