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Das Handeln zur Herstellung der Kultgeräte aber ist bloßes Mittel
dafür, Mittel für Ziele; es entfaltet selbst kein Geistiges. Und
i n s o f e r n es rein äußeres Mittel ist und nicht selbst Geistiges
verwirklicht, nicht selbst Inneres zur Entfaltung bringt, ist es nur
d i e n e n d , mittelhaft, ist es Wirtschaft. Das wirtschaftliche Han-
deln ist also seinem Begriffe nach dienend und hat nicht jenes Ver-
anlassen und Hervorreizen von Geistigem bei sich wie die Ver-
anstaltung. ( I n s o f e r n e aber das wirtschaftliche Handeln zum
Ausdruck von Arbeitslust, zum sittlichen Zuchtmittel und so fort,
kurz, zum Selbstzweck wird, hat es nicht die Eigenschaft, Mittel
für Ziele zu sein, sondern entfaltet es selber etwas Geistiges, ist es
darstellendes Handeln — eine e n t w i r t s c h a f t e t e W i r t -
s c h a f t . Insoferne gehört dieses Handeln dann nicht mehr zur
Wirtschaft, sondern zum darstellenden Handeln.)
Aus dem Bisherigen ergeben sich von selbst die folgenden Sätze:
(7)
V e r a n s t a l t e n d e s H a n d e l n i s t v o r d a r s t e l -
l e n d e m H a n d e l n (Beispiel: die Organisation „Kirche“ ist vor
Kultus); denn das Veranlassende ist vor dem Veranlaßten. Das ver-
anstaltende Handeln hat im Vorgestalten und Hervorreizen des
darstellenden Handelns eine eigene geistige Grundlage vor diesem
voraus (die Kirche veranlaßt, organisiert den Kultus).
(8)
D a r s t e l l e n d e s H a n d e l n i s t v o r m i t t e l h a f -
t e m H a n d e l n , das heißt vor der Wirtschaft (Beispiel: Kultus
ist vor Kultgerät, Wissenschaft vor der Buchdruckerpresse).
Entsprechend gilt auch:
(9)
V e r a n s t a l t e n d e s H a n d e l n i s t v o r w i r t -
s c h a f t l i c h e m H a n d e l n . Denn das wirtschaftliche Handeln
wird von veranstaltendem veranlaßt, z. B. Staat (eine Organisation)
ist vor Wirtschaft.
Eine andere Seite der Sachlage ist es, daß veranstaltendes und darstellendes
Handeln in der Werdensfolge, das heißt g e n e t i s c h , nicht ohne die äußeren
Mittel möglich sind, die das wirtschaftliche Handeln darbietet. Diese genetische
Bedingtheit durch das wirtschaftliche Handeln hat selbst nichts mit dem begriff-
lichen Vorrang von Veranstaltung (= Zielhervorreizung und Bewirken anderen
Handelns) zu tun. Auf dieser plumpen Verwechslung beruht der „historische
Materialismus“ Marxens, der sich so weit verirrte, den l o g i s c h e n Primat
der Wirtschaft zu verkünden!
Es muß auffallen, daß bei diesen drei Sätzen über die Vorrang-
verhältnisse innerhalb des Handelns die gewohnte Formel „... will