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XIV.

Bemerkungen über die berufsständische Organisation

der Wirtschaft

Die individualistisch-liberale Wirtschaftsweise schuf durch Wirt-

schaftsfreiheit und freien Wettbewerb in überstürzter Entwicklung

den Groß- und Riesenbetrieb, dadurch eine ungeheure Menge be-

sitzloser Arbeiter, das entwurzelte Proletariat. Dieses wieder

drängte zu Interessenverbänden, den Gewerkschaften, denen auf

der andern Seite bald Unternehmerverbände sowie Kartelle und

Konzerne gegenüberstanden.

Welche Entwicklung kann nun von da aus die Wirtschaft nehmen?

Es bestehen zwei Möglichkeiten, eine kommunistische und eine

ständische.

Dem Wesen der Sache entspricht nur die ständische Entwicklung.

Das sollen folgende Überlegungen zeigen.

Zwei Fragen sind es vornehmlich, deren Lösung die Weiterentwicklung

unseres großgewerblichen Wirtschaftslebens bestimmen wird: das Verständnis

des M a r x i s m u s und das Verständnis des v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n

O r g a n i s a t i o n s l e b e n s . Ich sage ausdrücklich in beiden Fällen „Ver-

ständnis“, weil rein tatsächlich gesehen der Kampf der Bürgerlichen gegen die

Marxisten und der Kampf der Unternehmerorganisationen gegen die Arbeiter-

organisationen vorläufig ohnehin in seinen jetzigen Bahnen, nämlich nach den

sogenannten „Interessengegensätzen“, seinen gewissermaßen voraus bestimmten

Lauf nimmt. Ich behaupte aber, daß es zuletzt gar nicht diese jeweiligen, an-

geblich objektiven „Interessengegensätze“ sind, welche den Kampf bestimmen —

wie heute Marxisten und Unternehmer gleicherweise glauben —, sondern daß

das, was jetzt scheinbar objektive „Interessen“ darstellt, zuletzt erst durch den

Geist bestimmt wird, in welchem sich die einzelnen Gruppen ihre Ziele stecken,

erst durch das V e r s t ä n d n i s dessen, was die jeweilige objektive Lage

von ihnen fordert, durch die innere Stellungnahme zu dem, was sie aus der Sach-

lage heraus als Ziel erst schöpfen und begründen müssen.

Was den M a r x i s m u s anbelangt, so habe ich wiederholt nachgewiesen,

daß der schwächste Punkt der Unternehmer im Kampfe gegen den Marxismus

der sei, daß sie selbst von marxistischem Denken angesteckt wurden, daß sie

selbst an Mehrwert, Konzentration, Klassenkampf, ehernes Lohngesetz und ähn-

liche grundlegende Prämissen, die unweigerlich zum Marxismus führen, mehr

oder weniger unbewußt und bedingt glauben; und daß daher ihre erste Aufgabe

die sei, sich selbst vom Marxismus zu reinigen! Wenn sich heute die Unter-

nehmerschaft und die führende Intelligenz der Nation über die theoretischen

Grundirrtümer des Marxismus klar wird, gibt es morgen keinen Marxismus

mehr. Es wird dann zwar noch eine Arbeiterfrage geben, aber sie wird ein an-

deres politisches, kulturelles und sogar ein anderes wirtschaftliches Gesicht haben.

Wie dem Marxismus gegenüber, so hat auch den sogenannten I n t e r e s s e n -

o r g a n i s a t i o n e n gegenüber die geistige Einstellung, das Verständnis eine

richtunggebende Bedeutung. Wir behandeln als deren Haupttypen hier nur Ge-

werkschaft und Kartell. Die grundlegende Tatsache, die es hier zu erkennen und