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aus Staat folgt oder wie wirtschaftliches Handeln immer wieder nur
ein wirtschaftliches Prius hat, immer wieder nur „wirtschaftliche
Voraussetzungen“, „wirtschaftliche Gründe“, das heißt, aus den vor-
herigen Wirtschaftsmitteln (Kapitalien), aus den vorherigen Prei-
sen, Rohstoffen, Märkten, Arbeitsgeschicklichkeiten usw. folgt. Auch
bei Zieländerungen, also geistigen Vorgängen, muß die Wirtschaft
an gegebene Wirtschaftsmittel usw. anknüpfen. — Auch am einzel-
nen Menschen betrachtet, zeigt sich, daß Handeln nur aus Handeln
genommen werden könne, nämlich aus Aktivität, aus Trieb, An-
trieb, Drang, Begehren, Gebieten — Handeln wird immer aus ir-
gendeinem Vorher, das selber Handeln ist, genommen; jedoch
g e l e i t e t , informiert, gerichtet wird es von einem andern, näm-
lich vom Wissen. Diese Informierung des Handelns durch das Wis-
sen ist aber etwas anderes wie die rein genetische Reihe der Ele-
mente des Handelns.
Dieselbe Grundtatsache ergibt sich natürlich für das Geistige: In
einer Schlußkette kommt nur Logisches (nur logische Gründe) vor.
Andacht, Schönheit, Güte, Liebe können nicht als solche in sie ein-
gehen, sie müssen erst die Form der Prämisse oder des Mittelgliedes
annehmen, und dies ist wieder nur möglich, indem sie vorher in
der Form des Urteils, des Denkelements, in die logische Ebene ein-
getreten sind. — So geht es durch alle geistigen Teilinhalte hin-
durch, immer zeigt sich, daß Geistiges bestimmter Art nur Geisti-
ges derselben Art zum genetischen Vorher hat. Wir kleiden diese
Einsichten in die beiden folgenden Sätze (wobei „im Gange des
Werdens“ soviel bedeutet wie „im genetischen Bereiche“);
(14)
Im G a n g e d e s W e r d e n s g i b t e s k e i n e n l o -
g i s c h e n , w e s e n h a f t e n V o r r a n g ; sondern nur zeitliches
Vorher und Nachher des Werdens; welche man allerdings auch gene-
tischen oder zeitlichen Vorrang nennen kann. — Kein eigentlicher
Vorrang-Satz, aber eine Erläuterung von (15) ist:
(15a) Im G a n g e d e s W e r d e n s f o l g t s t e t s n u r
A r t g l e i c h e s a u s A r t g l e i c h e m ; insbesondere gilt daher
für die Teilinhalte der Gesellschaft: Handeln bestimmter Art folgt
genetisch nur aus Handeln gleicher Art; Geistiges bestimmter Art
folgt genetisch nur aus Geistigem gleicher Art.
Aus (15a) ergibt sich hinsichtlich der geschichtlichen Fragen der
E n t s t e h u n g d e s S t a a t e s , der Familie, der Religion usw.