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zigt, so hat er doch auch die Kraft bekommen, sein Kreuz zu tra-

gen. Der heilige Sinn für den geheimen Auftrag, keusch bewahrt,

wirkt im Innern und gibt die Kraft, ihn auszurichten, mehr Kraft

und inneres Glück, als der große Haufen und das Heer der Unholde

in ihrer Nichtigkeit sich träumen lassen.

II. Von der Führungskunst

Der schöpferische Führer wirkt nicht nur organisatorisch, er

wirkt auch — durch Vermittlungen hindurch — als V o r b i l d .

Die empiristischen und individualistischen Gesellschafts- und

Sittenlehren sowie die naturwissenschaftlichen Geschichtsauffassun-

gen können den Begriff des Vorbildes in ihrem Begriffsgebäude

nicht unterbringen. Sie müssen das Vorbild in seiner grundsätz-

lichen Bedeutung für den Gesellschafts- und Geschichtsvorgang ver-

bannen. Aber schon aus der Natur des gesellschaftlichen Vorganges

als eines schöpferischen Gezweiungsganges folgt, daß die Inhalte der

Religion, Philosophie, Wissenschaft und Kunst, das Geistursprüng-

liche, nicht anders als durch die jeweiligen bestimmten und ge-

schichtlich einzigartigen Vorbilder lebendig werden können. Ohne

Vorbild keine Religion, ohne Vorbild keine Philosophie, ohne Vor-

bild keine Kunst, ohne Vorbild keine Sittlichkeit, ohne Vorbild

kein Recht und keine Gesetzgebung, ohne Vorbild keine Staats-

ordnung, ohne Vorbild keine Kriegskunst, ohne Vorbild keine

Technik und keine Wirtschaft.

Einzig dies ist die Wahrheit der Geschichte. Sie zeigt nicht einen

Gezweiungsvorgang im allgemeinen, sie zeigt überall ganz be-

stimmte V o r b i l d e r . Die Geschichte der Religion zeigt die

bestimmten Schöpfungstaten der Religionsstifter, der Heiligen;

darum sind sie überall die Vorbilder der Frömmigkeit. Die Ge-

schichte der Sittlichkeit, des Rechtes, / der Gesetzgebung zeigt die

bestimmten schöpferischen Persönlichkeiten überall als Vorbilder

ihrer Gemeinden; die Geschichte der Staaten zeigt die bestimmten

Schöpfungstaten und Schöpferpersönlichkeiten der Staatsmänner,

jene der Politik der Politiker als Vorbilder, jene des Krieges die

Helden und Feldherren, jene der Technik und Wirtschaft sogar jene

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