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objektive Geist, an dem die einzelnen Wirtschafter teilnehmen. Der
ganzheitliche Wirtschaftsbegriff weist damit auf eine idealistische
Philosophie hin, die ein Über-Dir und ein Überweltliches kennt;
und er weist endlich in der Verfahrenlehre auf ein nicht-kau- / sal-
mechanisches Verfahren hin, in welchem das s i n n v o l l e Ver-
hältnis von Ganzem und Glied herrscht, dagegen die q u a n t i -
t a t i v e n Ausgliederungsverhältnisse der stofflichen (technologi-
schen) Begleiterscheinungen der Wirtschaft nur als abgeleitete und
vermittelte Erscheinungen sich ergeben. Deshalb kann das mathe-
matische Verfahren nur eine darstellende Hilfsaufgabe erfüllen,
nicht aber die Bedeutung eines primären Forschungsmittels haben.
II. Vom Sinn der Wirtschaft
Die Wirtschaft bildet, so seltsam es klingen mag, ihrem letzten
Sinne nach eine Entsprechung zur Gezweiung. „Gezweiung“ sagt,
daß alles Geistige durch und durch gliedhaft und darum mitausge-
gliedert, das ist gegenseitig sei. Gezweiung bewirkt die kosmische
Verbundenheit alles Geistigen. Kein Geist kann allein bestehen, der
andere begründet mit sein Sein. Indem daher Geist nur in Ge-
zweiung erscheint, ist seine Verbundenheit mit anderen Geistern
und damit der Bestand eines geistigen Kosmos verbürgt.
Entsprechend soll der Mensch auch auf der stofflichen Ebene mit
dem natürlichen Kosmos verbunden bleiben. Darum ist der Körper
des Menschen in den Kosmos nicht nur durch die natürlichen Kräfte
der Schwere, Elektrizität, des Chemismus und so fort eingebettet;
eine unaufhörliche, ins vitale Bewußtsein übergreifende Kommu-
nion soll den Menschen durch Nahrung und Stoffwechsel mit dem
Inneren der Natur verbinden. Als Siegfried das Blut des Drachen
kostet, versteht er die Natur. — Auch in seiner Körperlichkeit ist
daher der Mensch nicht allein. Der sinnliche Augenschein täuscht,
der den Leib des Menschen als einen einzelnen und von den andern
Körpern getrennten vorspiegelt. Gleichwie der Geist, einem Blitz-
gewebe vergleichbar, durch unaufhörliche schöpferische Taten (in
Gezweiung) neu geschaffen wird; so auch der Leib, der unaufhörlich
stirbt und durch Kommunion mit den Kräften der stofflichen Welt