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rialistischen und empiristischen Philosophie. Das Wort „idealistisch“

wird nicht im subjektiven Sinne oder im Sinne der Kantischen

Transzendentalphilosophie verstanden. Idealismus ist für Spann

„objektiver Idealismus“, der mit der Realität der Ideen im Sinne

Platons und des mittelalterlichen Universalismus (der sich darum

zutreffend „Realismus“ nennt) Ernst macht.

Die Ablehnung der Lehre Othmar Spanns erklärt sich zum guten

Teile daraus, daß die Gegner nicht wissen: was es heißt, dieses gei-

stige Erbe ernst zu nehmen. Spanns Philosophie bezieht keinerlei

Außenseiterstellung. Sie stellt sich vielmehr ins Zentrum der philo-

sophischen Tradition und verteidigt diese gegen die Angriffe von

außen. Die Ideen und die Universalien werden von den wirklichen

Außenseitern der Philosophie, wenn überhaupt, dann nur als Auf-

putz der Philosophie zur Kenntnis genommen. Der Kampf der All-

zuvielen gegen Spann ist daher in Wahrheit ein Kampf gegen die

Substanz der Philosophie. Dafür kann gerade die umkämpfte Stel-

lung der „Gesellschaftsphilosophie“ Spanns als Beweis gelten.

Aus den ontologischen Grundlagen des objektiven Idealismus er-

geben sich für die Gesellschaftsphilosophie drei Grundfragen:

A.

Wie wird das metaphysische „Über-Dir“ bestimmt? (Also die

Frage nach den metaphysischen Grundlagen der Gesellschaft!)

B.

Wie wird das metaphysische „Über-Dir“ — die Idee — zum

objektiven Geiste?

C.

Inwiefern ist der objektive Geist wirklich?

A.

Die m e t a p h y s i s c h e n G r u n d l a g e n

d e r G e s e l l s c h a f t

Das Wort Idee ist nicht nur in der Umgangssprache entwertet; es

ist nicht anders in der Philosophie. Spann hat in seinem „Schöp-

fungsgang des Geistes“ (6. Buch) die Verflachung des Ideebegriffes

in der neueren Philosophie bekämpft und selbst eine metaphysi-

sche Ideenlehre vorgetragen, über die hier kurz zu berichten ist,

weil ohne Kenntnis der Ideenlehre Spanns seine Gesellschaftsphilo-

sophie nicht verstanden werden kann.

Ideen sind nicht subjektive Vorstellungen, auch nicht bloß for-

mallogische Allgemeinbegriffe (Nominalismus), denen man aus ir-