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gendwelchen außerwissenschaftlichen Bedürfnissen des Subjektes

ontologische Qualität unterstellt. Ideen sind nach Spann wirkliche

metaphysische Mächte. Die Idee ist „nichts anderes als die übersinn-

liche Schaffenskraft, die über oder in den Dingen waltet“

1

. Die

Ideen sind „Wesen und Substanz“

2

. Sie sind das wesenhafte Sein.

Weil die Dinge nur durch die Teilnahme an den Ideen bestehen,

sind die Ideen die „Muster und Vorbilder“

3

. Die Idee als Gedan-

kending schließt zugleich den Allgemeinbegriff in sich

4

.

Diese Ideenlehre schließt sich eng und klar ausgesprochen an die

Ideenlehre Platons an und wird von Othmar Spann weitgehend mit

den Worten Platons dargestellt. Spann nimmt aber an der Platoni-

schen Ideenlehre — diese fortbildend — zwei Korrekturen vor, die

gerade für die Gesellschaftsphilosophie von größter Bedeutung und

überdies geeignet sind, viele Schwierigkeiten einer idealistischen —

also ideenbestimmten — Gesellschaftslehre zu vermeiden:

1.

Der Umfang des Ideenbegriffes wird in der Weise einge-

schränkt, daß als Ideen nur S t u f e n d e s g e i s t i g e n Seins gel-

ten können. Daher scheiden die Begriffe der Mathematik und Geo-

metrie ebenso aus wie die abstrakten Allgemeinbegriffe, die nach

der ganzheitlichen Logik teilinhaltliche Begriffe genannt werden

5

.

Dazu gehören Begriffe wie Sittlichkeit, Recht und Wirtschaft —

also Grundbegriffe der Gesellschaftswissenschaften. Von einer

„Rechtsidee“ im Sinne der Neukantianer kann daher in der ganz-

heitlichen Philosophie nicht gesprochen werden. Damit wird einer

seinsfremden Hypostasierung abstrakter Denkgebilde der Boden

entzogen.

2.

Andererseits erweitert Spann den Umfang des Ideebegriffes

gegenüber der Platonischen Ideenlehre über die Allgemeinbegriffe

der Aristotelischen Logik und die Universalien der mittelalterli-

chen Philosophie hinaus, indem er auch Ideen von Einzelwesen an-

erkennt. Es gibt demnach auch von jedem Einzelmenschen eine

Idee, ein metaphysisches Zentrum (unsterbliche Seele), welches

ebenso wie die Universalien (im überlieferten Sinne) dem Ideen-

1

Othmar Spann: Der Schöpfungsgang des Geistes, Jena 1928, S. 449.

2

Othmar Spann: Der Schöpfungsgang des Geistes, Jena 1928, S. 451.

3

Othmar Spann: Der Schöpfungsgang des Geistes, Jena 1928, S. 452.

4

Othmar Spann: Der Schöpfungsgang des Geistes, Jena 1928, S. 453.

5

Othmar Spann: Ganzheitliche Logik, Eine Grundlegung, aus dem Nachlaß

herausgegeben von Walter Heinrich, Salzburg, Klosterneuburg 1958, S. 120 ff.