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sich in den Perserkriegen der Griechen spiegeln, bestimmten Alexander, das Hel-

lenentum nach Asien zu tragen. Er war kein „tollkühner Abenteurer“, wie ihn

manche Geschichtsschreiber auffassen, sondern erfüllte eine große Forderung des

griechischen und mittelmeerländischen Gesamtkulturlebens, indem er nicht nur

Feldzüge und Eroberungen machte, sondern auf eine großzügige, planmäßige

Kulturdurchdringung hinzielte (was am grellsten die Massenhochzeit zu Susa er-

hellt).

Alexanders Ausgangspunkt war: das Griechentum z w i s c h e n z w e i W e l -

t e n , der morgenländischen und abendländischen; und ferner, das Griechentum,

versiegend in seiner Kraft und einer neuen Riesenaufgabe bedürftig. — Alexan-

ders Entschluß und Plan war, Morgen- und Abendland auf griechischer Kultur-

grundlage zu einigen und zu verschmelzen.

Die Vereinheitlichung gelang nicht, aber dennoch blieb trotz seines frühen

Todes ein unvergängliches Ergebnis, der Hellenismus. In ihm haben wir ein neu

aufgefrischtes und orientalisch mitbestimmtes Griechentum vor uns. — (Ähn-

liches müßte für P e t e r d e n G r o ß e n in Bezug auf Rußland gelten — falls

sein Versuch als durchführbar, gelungen und abschließbar gelten kann, eine Frage,

die bis heute nicht entschieden ist.)

Nur als nicht gelungene Kulturdurchdringung ist die Rolle des H e l l e n i s -

m u s verständlich. Was er in Ägypten und sonst auch Großes hervorbrachte,

wahrhaft schöpferische Kräfte konnte das Hellenentum in fremden Menschen,

unter fremden Staaten, fremden Kulturen nicht mehr entwickeln. Der frühe Tod

Alexanders entfesselt überdies die Diadochenkämpfe, die uns bereits eine fast zer-

trümmerte Welt zeigen. — Grundverfehlt, wenn nicht platt, muß man es nen-

nen, daß die Philologie den Hellenismus vorzüglich als Moderne verstehen wollte

(Ulrich von Wilamowitz-Möllendorf und andere vor wie nach ihm), damit auch

als Technizismus und Kapitalismus. Die „Neuzeit der Griechen“ sollte zugleich

eine „Kulturparallele“ sein in dem Sinne, wie sie später Oswald Spengler aus-

bildete! Vielmehr ist dem / Hellenismus das Orientalische wesentlich — bis zum

Neuplatonismus. Gewiß war eine sozusagen kapitalistische Welle da, die gab es

aber auch schon vor dem peloponnesischen Kriege in Athen und noch früher in

Korinth. Es handelt sich aber um etwas ganz anderes: um eine nur zum kleinen

Teile gelungene Kulturdurchdringung mit ihren vielfältigen, bunten Spannungen,

teils auferweckenden, teils zerstörenden, teils zu eklektischen, teils zu großartig

vereinheitlichten Kulturgebilden führend. Der Neuplatonismus war darunter die

größte vereinheitlichende Bewegung, diejenige auch, die später allein dem Chri-

stentum kräftigen inneren Widerstand zu leisten vermochte, nämlich von Plotin

bis zu Proklus.

Ein anderes Beispiel: Der U n t e r g a n g Ä g y p t e n s nach der Eroberung

durch die Römer, der schließlich mit einer völligen Verödung endete, was ist er

anders als das Bild einer nicht gelungenen Kulturdurchdringung? Doch ist hier

diese Bezeichnung insofern nicht ganz angebracht, als es zu einer Durchdringung

nicht kam. Es war vielmehr ein Kampf der Kulturen, und zwar ohne wesentlich

politische Färbung, also ein Kampf der Geistigkeiten, die einander abstießen. Es

standen die beiden Lebensordnungen, die ägyptische und die römische, einander

derart schroff und unverstehend gegenüber, daß von Anbeginn solche Spannun-

gen auftraten, die schließlich zur Vernichtung der ägyptischen Lebensordnung

führten. J a c o b B u r c k h a r d t hat zweifellos das Wesentliche getroffen, wenn

er den Untergang des ägyptischen Wesens von der Zerstörung ihrer Religion