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Die verschiedene Stellung des geistigen Führers: als Autorität,
als Lehrer und Erklärer, als Werbender (z. B. als Redner); ferner
die Stellung des anstaltlichen, besonders des politischen Führers: als
unumschränkter Herrscher (Cäsarismus), als beschränkter Herr-
scher, als frei bestellter Herrscher, der dann oft zugleich die Stellung
des Werbenden, des Redners und Demagogen einzunehmen ge-
zwungen ist (wie selbst Perikies) — alles das gehört mehr in die
systematische Gesellschaftslehre und Sittenlehre als in die Geschichts-
philosophie.
4. Das Unholdentum als Träger geschichtlicher Spannungen
(Die Spannungen als Anzeichen der Unvollkommenheit in der
Geschichte)
Spannungen sind grundsätzlich Erscheinungen der Unvollkom-
menheit. Zwar spricht man nicht mit Unrecht auch von „gesunden
Spannungen“, aber dann nur als von vervollkommnenden Gegen-
kräften, Gegenspannungen. Auch diese sind wieder unzulänglich.
Daher kann man die Lehre von den Spannungen auch eine Lehre
von der Unvollkommenheit in der Geschichte nennen, und zwar in
dem zweifachen Sinne der Unzulänglichkeit sowohl wie des Unhol-
dentums, der Dämonie der Weltgeschichte. Wir wollen hier weder
die Betrachtung der Brüche und anderen Unvollkommenheitsgestal-
tungen noch auch die des Unholdentums wiederholen. Doch mögen
einige Hinweise auf die Quellen unholdischer Spannungen die frü-
heren Bilder ergänzen.
Eine reiche Quelle unholdischer Spannungen ist das Ü b e r m a ß . Sizilia-
nische Vesper, Bartholomäusnacht, Guillotine in der französischen Revolution
— das sind Stichworte, die alles sagen.
Eine andere Quelle ist D e s p o t i e , Tyrannis, Absolutismus, Namen wie
Caligula, Nero, Richard III., Cesare Borgia, Iwan der / Schreckliche bringen einige
Träger der damit gegebenen Spannungen in Erinnerung.
Verwandt mit diesen sind die s t a a t l i c h e n E n t a r t u n g e n , und zwar
nicht im Sinne mißglückter Einzelheiten, sondern als Zeitstile verstanden: Die
Entartungen im Ständewesen (ständische Selbstsucht, ständische Anarchie); die
Entartungen der Volksregierung (Demokratie vom Altertum bis heute); die
Revolutionen des Untermenschentums (Maffia, Camorra, 1789) — deuten die
wichtigsten Spannungen dieser Art und ihre geschichtlichen Träger an. Aber
auch die besonderen Entartungen staatlichen Führertums wie: Bestechlichkeit,