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A. Die empiristischen Lehrgebäude
B e g r i f f s g e b ä u d e
G r u n d e r l e b n i s ( E i n g e b u n g )
1.
Einfacher oder reiner Empirismus; 1. Erlebnis der Erfahrung auschließ-
lich von der sinnlichen Seite her;
2.
Höherer oder rationalistischer Em- 2. Erlebnis der Selbstgewißheit des auf
pirismus.
Sinneserfahrung gegründeten ver-
standesmäßigen Denkens.
B. Die idealistischen Lehrgebäude
3.
Apriorismus oder kritischer Idealis- 3. Erlebnis des Vorempirischen in der
mus (Beispiel: Kant);
Erfahrung (Verstand und Gewissen
als B e d i n g u n g des Erkennens
und Handelns);
4.
Die Setzungslehre oder der sittliche 4. Erlebnis des Schöpferischen des Gei-
Idealismus (Fichte);
stes (der „Selbstsetzung des Ich“ bei
Fichte)
/
5.
Der ontologische Idealismus (Platon, 5. Erlebnis des übersinnlichen Grundes
Aristoteles; Schelling, Hegel, Ganz- des Ichs sowohl wie der Naturwelt;
heitslehre);
6.
Die Mystik (Platon, Plotin, Meister 6. Außerordentliche Seelenzustände
Eckehart; indische Upanishaden).
(Ekstasen).
Jeder dieser Standpunkte geht in seiner Eingebung um eine Er-
lebnisschichte tiefer. Innerhalb des Empirismus kann sich das Er-
leben mehr an das Sinnliche und Wechselnde der Erfahrung oder
mehr an die verfeinerte Gestalt halten, die sie im Denken mit seiner
Selbstgewißheit annimmt. Je nachdem werden wir den e i n f a -
c h e n (1) oder den mehr r a t i o n a l i s t i s c h e n E m p i r i s -
m u s (2) unterscheiden.
Die grundsätzliche Wendung vom Empirismus zum Nichtempi-
rismus ist vollzogen, wenn, wie später genauer zu erklären, die Er-
fahrung nicht mehr als solche genommen wird, sondern als unter
einer Bedingung stehend — einer Bedingung, die ihrem Wesen nach
(also logisch, nicht zeitlich), vor der Erfahrung liegt. Dieses Vor-
empirische wird seit Kant das A p r i o r i s c h e genannt (3). —
Wenn nun dieses vor der Erfahrung Stehende in seine Wurzel wei-
ter verfolgt wird, dann ergibt sich die E n t f a l t u n g d e s
I d e a l i s m u s (4 und 5), wie denn auch auf Kant: Fichte, Schel-
ling, Hegel und Baader, auf Sokrates: Platon und Aristoteles folgten.
— Seien es nun weitergehende Folgerungen begrifflicher Natur, sei
es ein Hinsteuern zu den tiefsten Eingebungen des Idealismus, stets
ergeben sich jene Entfaltungen des Idealismus, die schließlich bis