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B. Die e m p i r i s t i s c h e n Ü b e r e i n s t i m m u n g e n

Der gemeinsame Gehalt aller empiristischen Richtungen an glei-

chen Lehrbegriffen, nämlich des S e n s u a l i s m u s , R e l a t i -

v i s m u s , S u b j e k t i v i s m u s , U t i l i t a r i s m u s und so

fort, zeigte sich immer wieder. Aber überdies zeigen sich noch wei-

tere Übereinstimmungen, die sich aus anderen Querschnitten durch

die Begriffsgebäude ergeben. Grundsätzlich sagen wir damit freilich

nichts Neues, können jedoch das Alte im neuen Lichte zeigen. Auch

dünkt es uns nicht überflüssig, gegenüber der angeblichen Mannig-

faltigkeit und dem scheinbar unerschöpflichen Wechsel der Lehrmei-

nungen, welche die herkömmliche Geschichtsschreibung bei den em-

piristischen Schulen zeigen zu können meint, auch noch die folgen-

den grundsätzlichen Übereinstimmungen festzustellen.

1.

J e d e r E m p i r i s m u s n i m m t d i e E i n z e l w e -

s e n a l s d a s E r s t e , also nicht das Allgemeine, nicht die

Ganzheit. Schon die Auflösung des Substanzbegriffes, die dem Em-

pirismus eignet, führt ihn dazu. Dem Mangel an substantieller Ein-

heit entspricht der Grundzug auf das Einzelne. Der Empirismus

kann als Gegenstände nur die Einzelwesen, nicht aber das Allge-

meine, die Gattungen als Wirklichkeiten gelten lassen. — Auf die-

sem Wege muß er aber folgerichtigerweise auch die Einzelwesen

selbst wieder auflösen und gelangt daher zum Atomis- / mus in

jeder Form: der Atomismus der Natur, der Atomismus des Erken-

nens (dem die Erkenntnis aus Summen einzelner Begriffe, der Be-

griff aus der Summe von Merkmalen besteht), der Atomismus der

Gesellschaft (Individualismus) — das sind nicht naturwissenschaft-

liche, erkenntnistheoretische, soziologische Einzelansichten, die für

sich mehr oder weniger bestritten werden können, sondern grund-

sätzliche Notwendigkeiten des Empirismus.

2.

A l l e s E r k e n n e n i s t d e m E m p i r i s m u s z u -

l e t z t e i n p a s s i v e s E m p f a n g e n . Denn wäre eine eigene

Tätigkeit im Erkennen, eine solche, die nicht selbst Naturverlauf

wäre (und dadurch wieder zwangsläufig, daher passiv), so würde die

Voraussetzung des Empirismus verneint. Die Passivität führt also zu

folgendem Grundsatze:

3.

A l l e s w i r d n a c h A r t v o n ä u ß e r e n N a t u r -